Von Matthias Bosenick (06.01.2016)
Was bleibt eigentlich übrig, wenn man der Dubmusik den Dub langsam austreibt? Das Trio Automat begeht mit seinem dritten Album „Ostwest“ den Versuch. Das Ergebnis ist nicht weniger groovend, aber wegen der reduzierten Wiederholungseffekte deutlich minimalistischer. Es bleibt Tanzmusik für Menschen, die vor einem zur Schau gestellten Hedonismus Reißaus nehmen, sich aber doch mal rhythmisch bewegen wollen. Zudem soll „Ostwest“ auch was fürs Hirn sein, was aber bei Instrumentalmusik ein eher aufgesetztes Unterfangen bleibt. Festzuhalten ist: „Ostwest“ ist anders als die beiden Vorgänger und Stillstand ist der Tod.
Beinahe zaghaft, zögerlich lassen die Musiker ihre Instrumente erklingen. Lediglich das treibende, aber nicht schnelle Schlagzeug sowie einige (Sprach-)Samples setzen sich im Vordergrund fest, drumherum liegen sanftes Pluckern, dezidierte watteweiche Pieptöne und Blubberbass, nur selten noch die dubtypischen getoasteten Effekte.
Interessanterweise ist das Ergebnis clubtauglicher, aber weniger genreorientiert als die Alben davor. Clubtauglich jedoch eher im Sinne einer chilligen After-Show-Party oder so, hier bleibt die Hose undick. Die beteiligten Herren wurden sicherlich mit den handgespielten Discobeats der Siebziger sozialisiert, zumindest erinnern einige Passagen daran, mit Handclaps und analogen Instrumenten. Tanzmusik mit echtem Schlagzeug hat immer einen besonderen Tiefgang, einen organischen Drive. Steht der Musik gut. Für die moderne Indiedisco ist das hier aber wohl zu dunkel und zu wenig effekthascherisch. Also angenehm erwachsen.
Neben der prominenten Grundbesetzung aus Achim Färber (Project Pitchfork), Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten) und Zeitblom (Sovetskoe Foto) ist dieses Mal der vorherige EP-Partner Max Loderbauer mit seinen Elektrospielereien enger am Geschehen beteiligt; nicht sonderlich auffällig, aber wer weiß, vielleicht war er es ja, der den Dub zurücknahm. Der inhaltliche Rahmen liegt im Titel „Ostwest“ verankert; in der Musik schlägt sich das nur sehr akribischen Hörern nieder. Die ist sehr homogen, was oberflächlich gehört den klitzekleinen Eindruck erwecken kann, dass sie nicht sehr abwechslungsreich sei. Das Album ist halt trotz seines infektiösen Grooves eher was für Zuhörer, die sich dann zum Tanzen animieren lassen. Dem Vinyl liegt wieder die CD bei.