Watertank – Liminal Status – Atypeek Music 2024

Von Matthias Bosenick (02.05.2024)

Ab die Post: Watertank werden 20 Jahre alt und vermengen auf ihrem erst vierten Album alle möglichen Genres, denen sie das Präfix „Post-“ verpassen, also Post-Hardcore, Post-Rock und, naja, eigentlich war’s das im Groben schon. Vielleicht noch Post-Grunge, Post-Indierock und, äh, Post-Post-Punk. Auf „Liminal Status“ schimmern die melodischen Shihad enorm durch, überhaupt sind die Franzosen aus Montaigu nahe Nantes bei aller Gitarrigkeit recht melodienah, ohne den kopfnickbaren Groove aus den Augen zu verlieren.

Die Nähe zu Shihad erstaunt schon sehr, sie dringt aus vielen Songs auf „Liminal Status“, in Stimmlage, Melodie, Riffs, Grooves. Da profitieren die Franzosen von dem Umstand, dass sich in Europa kaum mehr jemand an die Neuseeländer erinnert, deren Protegé der weit weniger unbekannte Jaz Coleman von Killing Joke vor über 30 Jahren war und noch heute ist. So kommt es auch, dass „Liminal Status“ sowohl nach einem weiterentwickelten Hardcore klingt, was auf den eigenen Wurzeln von Watertank beruht, als auch auf einem in die Härte getriebenen Post-Punk, den Coleman seinen Schützlingen verabreichte.

Dabei halten Watertank ihr Album recht abwechslungsreich, obschon der Sound über die knapp 40 Minuten wiedererkennbar bleibt. Mal variiert das Tempo, das vorrangig im unteren Midtempo angesiedelt ist, aber auch mal etwas beschleunigen kann und zum ausgelassenen Mithüpfen auffordert. Dann fuzzt mal der Bass eigenständig los und treibt den Groove nach vorn, das wuchtige Schlagzeug nimmt die Energie auf. Als weitere Assoziationen fallen die späten Fugazi und das Helmet-Seitenprojekt Handsome ins Auge. Alles sehr in den Neunzigern angesiedelt, aber eigenartigerweise fällt das gar nicht so unangenehm auf.

Watertank gibt es seit 2003, drei Alben gehen „Liminal Status“ voran – sowie diverse Besetzungswechsel. Tatsächlich ist vom Debütalbum „Sleepwalk“ aus dem Jahr 2013 nur noch Sänger und Gitarrist Thomas Boutet (außerdem bei Hellmotel und Shotgum) übrig, der Rest schloss sich ihm später an, Gitarrist Romain Donet (von Chaviré und A Red Season Shade), Bassist Willy Etié (einst bei Weak) und Schlagzeuger Matthieu Bellemere (von Moozoonsii).