Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Eiersalat in Rock oder Was riecht es hier so lecker? Das sind die Toten Hosen.

Von Onkel Rosebud

Zeitgenossinnen und -genossen, denen Begriffe wie Abendmahl, Beichte und Fruchtschnitte noch was bedeuten, wissen, dass zum Verzehren jeder sorgfältig präparierten Mahlzeit eine bestimme akustische Umrahmung gehört, die den reinen Akt der Zufuhr von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten etc. zu einem bewusstseinserweiternden Erlebnis stilisiert. Auf der Suche nach dem perfekten Moment, in dem alles stimmen soll, muss eine gewisse Sorgfalt und Sensibilität bezüglich der Musikauswahl walten, denn nicht jeder x-beliebige Mampf passt beispielsweise zu den archaischen arischen Arien des Gunter „beim Rasieren kann ich es nicht erfahren haben“ Emmerlich. Er erinnert zum Beispiel an einen glubschäugigen, fettigen Sauerbraten mit bereits zum dritten Male aufgewärmten Rotkohl.

So assoziieren bestimme Nahrungs- und Genussmittel gleichzeitig spezielle Images und Vorurteile besonderer Formationen aus Deutschlands Pop tönender Wunderwelt. Diese Kolumne verifiziert den schon längst überfälligen Leitfaden, welche Musik man gerne und gedankenlos anstelle Yammi durch den Schlund in den Magen schicken kann:

Absolute Beginner: Fischstäbchen; Die Ärzte: Akazien… und… Blumen (und die Fäkalien tun danach nicht mehr so stinken); BAP: verdammt langherer (Alt)Bierschinken; Phillip Boa: Windbeutel; Dieter Bohlen: Spinat mit Blubb; Böhse Onkelz: kann man nicht essen, sind nur als Bratgutwender zu verwenden; Echt: junge Brechbohnen; Element of Crime: Brötchen mit Schokoladenaufstrich; Einstürzende Neubauten: Rizinusöl; Fanta 4: Gummibärchen; Foyer des Arts: schimmliges Brot; Freundeskreis: Buchstabensuppe; Herbert Grönemeyer: Gefüllter Kohlrabi; Guano Apes: Quarknockerln; Nina Hagen: Sanddornsirup; Stefanie Hertel: Hühnerbrust; Guildo „ich hasse Nussecken“ Horn: Grützwurst; Kelly Family: Erbseneintopf; Lassie Singers: Hundekuchen; Udo Lindenberg: Fleischsalat mit Gurke; Liquido: Hirse-Spinat-Pudding; Peter Maffey: Hackepeter; Achim Menzel: Reis mit Scheiß; Xavier Naidoo: Tafelspitz mit Meerrettichsoße; Norbert & die Feiglinge: Fencheltee mit Milch; Oli P.: Litschi-Maracuja-Brei; Moses Pelham: säuft ausschließlich Badewasser von Sabrina Setlur; Wolfgang Petry: alles, was Vokuhilas mit Oliba und Bändchen am Arm eben so essen; Die Prinzen: Leipziger Allerlei; Project Pitchfork: Lakritze; Puhdys: Tütensuppe made in GDR; Pur: Flecke à la Schulspeisung; Stefan Raab: Saure Eier; Rammstein: kalter Hund; Rosenstolz: Rosenkohl; Helge Schneider: Eiersalat mit Eiern aus der Bodenhaltung; The Scorpions: Lachsersatz; Sabrina Setlur: pullert immer ins Badewasser; Die Sterne: Studentenfutter; Such A Surge: Russisch Brot; Tarwater: Teewasser, leicht aufgesetzt, zögerlich kochend, dann heiß sprudelnd ohne Scheu; Tocotronic: Stracciatella oder Nuss; Tote Hosen: Frikadellen; Sven Väth: überbackene Polenta-Scheibe; Westernhagen: Königsberger Klopse.

Onkel Rosebud

P.S.: Dieser Text erschien erstmals am 3. Mai 2000 in ad-rem, Jahrgang 12, Nummer 9.

Anmerkung 2023: Diese Kolumne hat mir damals den ersten veritablen Shit-Storm eingebracht oder positiv formuliert, die blaue Mensapostille hatte nie wieder mehr LeserInnenzuschriften und Kommentare zu einem Artikel. So im Nachhinein ist die Idee immer noch ganz lustig, die Ausführung jedoch albern und teilweise beleidigend. Ich bitte um Vergebung.