Triumph Of Death – Resurrection Of The Flesh – Noise 2023

Von Guido Dörheide (17.11.2023)

Nennen Sie mir einen Musikanten aus den Alpen, der immer eine wollene Mütze auf dem Kopf trägt und die europäische Musiklandschaft geprägt hat wie kaum ein Zweiter – nun, hm, häh? Nein, die Rede ist hier nicht von DJ Ötzi, sondern von Thomas Gabriel Fischer a/k/a Tom G. Warrior, der mit seinen Bands Hellhammer und Celtic Frost Musikgeschichte geschrieben hat und mit Triptykon eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass er immer noch eine ganze Menge zu sagen hat und willens und in der Lage ist, dieses klangtechnisch zu untermauern. Mit seiner aktuellen Band „Triumph Of Death“, benannt nach einem Hellhammer-Song, lässt er nunmehr die alten Zeiten rollen, und das macht er ganz hervorragend.

Martin Eric Ain, Bassist und kongeniales Co-Mastermind der Hellhammer-Nachfolgeband Celtic Frost, konnte hier leider nicht mehr von der Partie sein, aber mit dem, was Tom G. Warrior zusammen mit André Mathieu (Gitarre/Gesang), Jamie Lee Cussigh (Bass) und Tim Iso Wey (Drums) auf die Beine stellt, wäre Ain sicher mehr als zufrieden: Man muss sich mal vor Augen halten, dass Hellhammer nur von 1982 bis 1984 existiert haben und in dieser Zeit lediglich diverse Demos („Death Fiend“ – auf Kassette –, „Satanic Rites“, „Triumph Of Death“, alle 1983) und eine EP („Apocalyptic Raids“, 1984, rewiederneuveröffentlicht als „Apocalyptic Raids 1990 A.D.“ im Jahre vom Anno Domini 1990) veröffentlicht haben, aber dennoch kennt jeder Mensch auf der Welt Hellhammer und mehr als die Hälfte von ihnen halten sie für eine der großartigsten Bands, die es jemals im Extreme Metal gab, bzw. die den Extreme Metal erstmal erfunden haben.

Zugegeben: Die Akkordfolgen von Hellhammer sind nicht allzu virtuos, aber das, was sie aus dieser sparsamen Auswahl an musikalischen Möglichkeiten gemacht haben, war in allerhöchsten Maße effizient. Und dazu Tom G. Warriors Gesang: Waren es Venom, die schon ca. ein Jahr zuvor ein garstiges Gemisch aus Metal, Punk und einem gerüttelt Maß an Satanismus zusammengerührt haben: Was den Gesang angeht, kackt Venoms Cronos gegen Hellhammers Tom G. Warrior ziemlich ab. Hellhammers Songwriting war immer über jeden Zweifel erhaben, und dank Triumph Of Death erstrahlen die damaligen Songs jetzt in einem Gewand, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern so richtig mitreißt: „Resurrection Of The Flesh“ ist sooowas von fett und satt produziert und die aktuelle Stimme von Tom G. Warrior macht diese Aufnahmen zu etwas ganz Besonderem. Der Schweizer gurgelt, röhrt und dröhnt („sprötzelt“, würde Heinz Strunk das vermutlich umschreiben), dazu machen Gitarre und Bass ein tiefes, basslastiges Gemisch aus düsterem Black-/Thrash-Metal, das vom monoton donnernden Schlagzeug befeuert wird. Warrior hört sich dabei an wie der böse schwyzerische Cousin von Lemmy Kilmister – wunderbar! Und nun überlege ich, wie ich den Lesenden Hellhammer respektive Triumph Of Death am Besten schmackhaft mache, ohne dass sie sich die vollen gut 55 Minuten anhören müssen. Und komme zu dem Schluss: Hört Euch den letzten Song an: „Triumph Of Death“ – der Titelgeber und wohl beste Song von Hellhammer – hier auf gut 13 Minuten ausgewalzt, und „gewalzt“ trifft es wie das sprichwörtliche Butterbrot aufs Auge: Warrior und seine wackeren Mitstreiter bieten ein wahres Doom-Massaker, Fischers Stimme entzückt wieder einmal mehr, kurz vor 5 Minuten wird es schöön rockig (mit Ausnahme des Gesangs, der weiter die Fahne des Extreme Metal hochhält), die Drums poltern, als gerieten die Posaunen von Jerichow in die Abfallpresse in der Frankfurter Straße, dann fängt sich das Ganze wieder und nimmt sich ein nur wenige Sekunden dauerndes Black-Sabbath-Jahr, bis Tom G. Warriors Gesang wieder Düsternis und Vernichtung verkündet. Bei aller Finsternis sorgt Fischers Gesang auch immer wieder für eine Art von Nachhausekommen, für Wärme, für Wiedererkennung. „Triumph Of Death“ ist das apselute Signaturstück von Hellhammer, im Original nur knapp halb so lang wie hier dargeboten und alles in allem ein Brett von einem Extreme-Metal-Song.

Denjenigen unter den Lesenden, die durch „Resurrection Of The Flesh“ zum ersten Mal die volle Wucht des Höllenhammers in ihrem Allerwertesten verspürt haben, sei nun noch das 2008er Kompilationsalbum „Demon Entrails“, das die weiter oben genannten Demos auf zwei silbernen CDs zusammenfasst, sowie „Apocalyptic Raids 1990 A.D.“ auf das allerherzlichste anempfohlen, ebenso wie alles von Celtic Frost mit Ausnahme von „Cold Lake“ und das Werk von Triptykon, das hoffentlich alsbald eine Fortsetzung erlebt.