Till Burgwächter – Neues aus Trveheim – Verlag Andreas Reiffer 2013

Von Matthias Bosenick (21.08.2013)

Voll trve: Mehr Haltung als Handlung bietet „Neues aus Trveheim“, das neue Metal-Buch des Braunschweiger Autoren Till Burgwächter, der sich nach Ausflügen nach St. Tropez (Louis de Funès) und Schwäbisch-Gmünd (Bud Spencer) dieses Mal in Bad Harzburg seinem Lieblingsthema noch vor Fußball widmet. Episodisch blickt er in das Leben des wahren, also truen, bei Burgwächter: trven, Metalfans Mike und strickt dessen Erlebnisse lose um Alltagsbetrachtungen inner- und außerhalb der Metalszene sowie sein eigenes immenses Fachwissen. Mit gewohnter humorvoller Lästerzunge grenzt sich der dem Autor offenbar nicht unähnliche Ich-Erzähler vom Rest der Gesellschaft ab und schlägt mit gleicher Axt auch in Metal-Klischees. Diese typische selbstironische Herangehensweise macht Burgwächters schnoddrigen Rundumschlag sympathisch. Eine mit gleichem Zungenschlag verfasste Erläuterung der in der Geschichte genannten trven Bands schließt das Buch, dessen Hauptteil indes mehr Handlung und eine größere Nähe zu den Figuren gut vertragen hätte.

Nicht immer ist klar, ob jetzt Mike oder Till (oder Marc) spricht. Jedenfalls betont der Ich-Erzähler Mike, dass er das Leben eines Metalfans beschreibt, der nicht nur am Wochenede die langen Haare schüttelt, und der für obskures Vinyl unbekannter, aber deshalb kultiger trver Bands auch mal nach Estland reist und 2000 Euro zahlt. Mike hat drei Kumpels, mit denen er säuft und fachsimpelt, eine Freundin, die seine Interessen nicht teilt, aber ansonsten gut passt, und einen gutbezahlten Job bei der Stadtverwaltung. Der selbsternannte Trveheimer analysiert im Verlauf seine eigene Lebenseinstellung, wenn es um Themen wie Erwachsensein, Verantwortung, Schwangerschaft und Beziehungen geht. Ein Fazit jedoch überlässt der Autor dem Leser, indem er die Geschichten in einem irritierenden Wachtraum ausfasern lässt.

Die absolutistische Mischung aus Vorurteilen, Fakten, Meinungen und Wortspielen kennt und liebt der Leser von Burgwächters Texten. Doch „Neues aus Trveheim“ bezieht sich nicht nur auf Burgwächters eigenes Werk, sondern erinnert auch an „Jungsmusik“, den Roman von Black-Metal-Slammer Micha-El Goehre. Burgwächters Buch hat mehr Tempo, kommt schneller auf den Punkt, nimmt damit aber den Ereignissen und Charakteren ein wenig die Tiefe. Mikes oftmals selbstgerechte Anschauungen indes findet man nicht nur im Metal, das gibt es bei anderen Passionen genauso, dieser Umstand lässt das Buch auch themenunabhängig funktionieren. Nebenbei scheint der Autor im Verlaufe des Buches vergessen zu haben, dass er die Geschichte in Bad Harzburg und nicht in Braunschweig angesiedelt hat; das fällt aber nicht ins Gewicht und nur Kennern der Örtlichkeiten auf. Das abschließende Band-Kompendium lädt auf jeden Fall dazu ein, sich mal mit den Combos zu beschäftigen, die man noch nicht kennt.

(27.08.2013) Edit: Der Verleger wies den Rezensenten darauf hin, dass sich jener offenbar von der Nennung des Ortsnamens Bad Harzburg zu einer falschen Annahme hinreißen gelassen hatte. Der Autor lässt die Geschichte nämlich von Anfang an in Braunschweig spielen. Trve!

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