NFD – Requiems From The Abyss – Jungle/Gothic Citadel Records 2021/2022

Von Matthias Bosenick (07.07.2022)

Nicht nur Vinyl-Presswerke haben offensichtlich Produktionsprobleme, bei CDs kommt dies ebenfalls gelegentlich vor, wenngleich es sich im Falle der Best-Of- und Raritäten-Box „Requiems From The Abyss“ von NFD („Noise For Destruction“) auch um die Produktion der Verpackung drehen kann: Pappbox mit CD-Slipschubern, Postkarten, Postern, Pin, das ist alles schon aufwändig. Digital kam diese Übersicht schon 2021 heraus, und es stellt sich bei jeder Best-Of die Frage, welcher Fan sie braucht, und die beantworten die englischen Fields-Nachfolger mit Unveröffentlichtem und Rarem. Hier gibt’s Gothic Rock im Geiste Pink Floyds und des Heavy Metal, also von Leuten, die das Genre mit erfanden und seit 20 Jahren unkitschig fortsetzen. Und die geburtshelfenden Fields Of The Nephilim sowie The Nefilim hört man ständig heraus.

Ja, auch NFD haben catchy tunes, beinahe Grufti-Disco-Stampfer, gleich „Light My Way“ eröffnet in der Single-Version diese Zusammenstellung, nicht zufällig. So viele Singles indes hatten NFD gar nicht, nämlich nur vier, und trotzdem ist die Box rappelvoll mit guten Songs, inklusive dieser vier Singles, neben dem Opener sind dies „Light My Way“, „When The Sun Dies“ (das auch nur als Promo; der Versandt legte die Maxis-CD der Bestellung freundlicherweise bei, das spart den mühseligen Zweitehanderwerb) und „Got Left Behind“. Es erstaunt eigentlich am meisten, dass eine Band ihr Zwanzigjähriges feiert, die in den zurückliegenden sechs Jahren einfach mal gar nichts veröffentlichte. Gut, muss man ja auch nicht, man kann ja auch einfach nur existieren, so verfahren andere Vertreter des Genres ja sogar noch weit länger (1993). Selbst die Band, aus der NFD 2002 entsprangen, brachte seit 2005 kein Studioalbum mehr heraus. Wie auch immer, NFD, so sagt man wohl, melden sich nun also eindrucksvoll zurück.

Die Fields nun sind bei NFD allgegenwärtig, das lässt sich nicht verleugnen. Das Epische, die große Geste, das Dunkle, das Progressive, das sich Carl McCoy bei Pink Floyd abguckte, selbst die später eingeflochtene meist dezente bis selten offensive Elektronik und auch die Heaviness, die McCoy nicht erst beim Seitenarm The Nefilim einfließen ließ. Selbst der tief grummelnde Gesang von Peter „Bob“ White lehnt sich an dem McCoys an. Verwunderlich ist dies nicht, ging der Startschuss für dieses Projekt doch von Fields-Mitgründer Tony Pettitt aus, der es nach dem Ende der ergebnislosen Sessions zur Fields-Reunion rund um das Album „Fallen“ gemeinsam mit seinem Sensorium-Schlagzeuger Simon Rippin (der war 1996 bei The Nefilim dabei und betreibt eine Menge weiterer Bands) aus der Taufe hob (und 1992 mit Rubicon bereits den ersten Versuch eines Folgeprojektes startete und 2009 das großartige Trip-Goth-Projekt The Eden House hinterherschob). Sensorium-Sänger White war sofort dabei, als zwei Gitarristen holten sie sich Stephen Carey (Adoration, The Eden House, This Burning Effigy) und Chris Milden. Zwischendurch guckte Peter Yates von den Fields auch mal im Studio vorbei. Heute noch dabei sind neben Pettitt, Milden und White noch gelegentlich Ex-Cradle-Of-Filth-Gitarrist James McIlroy sowie Luca Mazzucconi aus dem Londoner Alternative-Rock-Umfeld.

Neben einigen alternativen Versionen, darunter kompakte „Radio Edits“ von Songs, die vermutlich außerhalb Großbritanniens nirgendwo im Radio liefen, stechen besonders die „Reignited“-Version von „Keep A Light Shining“ und die auf acht Minuten gestreckte „Extended Version“ von „Lost Souls“ hervor – ansonsten bekommt man auf den ersten zwei CDs überwiegend Songs, die man schon hat, wenn man alle Alben besitzt, versetzt mit dem schwer erhältlichen Song „Witness“ sowie wenigen ausgewählten Single-B-Seiten. CD 3 ist da anders angesetzt, mit Demos von unveröffentlichten Songs und Live-Versionen sowie einem gutgelaunten Interview, dem man die Zugehörigkeit zu depressiver Musik nicht anhört, so sieht das nun mal aus.

Natürlich hat so eine Sammlung auch Lücken. Die Ur-Version von „Break The Silence“ fehlt, die Version hier ist eine halbe Minute kürzer als die 9 Minuten der Debüt-EP. Die „The Fog Descends“- und die „Alternate Ver 2.0“-Versionen von „Light My Way“ sowie das „Senseless (Fragment)“ von der „Light My Way EP“ fehlen, ebenso der „Extreme Beat Mix“ von „When The Sun Dies“ von der gleichnamigen Promo-Maxi (aber die lag ja der Bestellung bei) sowie die Bonus-Stücke der „Witness“-Promo-EP, darunter das exklusive „Mine“ auf Englisch und Deutsch sowie die Extended-Version von „Darkness Falls“. Aber man muss den Sammlern ja auch Lücken lassen.

Die Songs:

01 Light My Way (Radio Edit) (von „Light My Way“ Maxi-CD (2006))
02 Return To Dust (von „Waking The Dead“ (2014))
03 Caged (von „Dead Pool Rising“ (2006))
04 Turbine (Nothing Lasts Forever) (Original von „No Love Lost“ (2004))
05 Witness (von „Witness“ Promo EP (2003))
06 Remain In Chains (von „Reformations“ (2013))
07 Stronger (von „No Love Lost“ (2004))
08 Black Sun (von „Dead Pool Rising“ (2006))
09 Break The Silence (Variation) (Original von „Break The Silence EP“ (2003))

10 Now Or Never (Radio Edit) (Original von „Reformations“ (2013))
11 No Love Lost (von „No Love Lost“ (2004))
12 Lost Souls (Extended) (Original von „No Love Lost“ (2004))
13 Keep A Light Shining (Reignited) (Original von „Got Left Behind“ 7“ (2016))
14 Unearthed (von „Light My Way“ Maxi-CD (2006))
15 Never Let This Die (von „Deeper Visions“ (2008))
16 Got Left Behind (von „Waking The Dead“ (2014))
17 When The Sun Dies (von „Deeper Visions“ (2008))
18 Senseless (von „Dead Pool Rising“ (2006))

19 Spiral II (Possession Absolute) (Original von „Waking The Dead“ (2014))
20 Welcome To My World (Demo) (Exklusiv)
21 Control (Demo) (Exklusiv)
22 Never Again (Demo) (Exklusiv)
23 Embrace The Day (Demo) (Exklusiv)
24 Beyond The Veil (Demo) (Exklusiv)
25 Lay Some Truth On Me (Demo) (Exklusiv)
26 Omen/Unleashed (Live Bootleg) (Originale von „No Love Lost“ (2004)/„Break The Silence EP“ (2003))
27 Descent (Live Bootleg) (Original von „Dead Pool Rising“ (2006))
28 One Moment Between Us (Live Bootleg) (Original von „Dead Pool Rising“ (2006))
29 Total Rock – Bat Cave DPR Interview 2006 (Exklusiv)