Myrkur – Mausoleum – Relapse Records 2016

Von Matthias Bosenick (01.10.2016)

Ach, dieser Metal, und dann auch noch der Schwarze! Amalie Bruun bringt ihr drittes Werk heraus, das sie unter dem Namen Myrkur in den Black Metal einsortiert. Dafür bekommt sie aus der Ecke jener Fans ordentlich Schelte, weil ihre Musik nicht dem klassischen Wesen des Genres entspricht, aber dafür umso mehr Aufmerksamkeit von aufgeschlossenen Leuten. In einem Osloer „Mausoleum“ nun nahm die Dänin mit dem isländischen Namen (Dunkelheit) unter Zuhilfenahme eines Pianos und eines Kinderchores eine EP live auf. Sakral, folkloristisch, besinnlich, schön.

Das hier ist nicht nur vom Black Metal weit entfernt, sondern vom Metal überhaupt. Indes, es gibt diese Tendenz schon seit geraumer Zeit, das Genre in Richtungen zu erweitern, die völlig neue Horizonte erschließen. Dazu tragen unter anderem Bands wie Ulver und Alcest bei. Ulvers Ex-Gitarrist Håvard Jørgensen ist an dieser EP beteiligt; man hört seine Akustikklampfe unter anderem beim kompositorisch vielschichtigen „Den lille piges død“, einer Single, die auf keinem Album erschien, und auf „Frosne vind“ von der Debüt-EP „Myrkur“. Das abschließende „Dybt i skoven“, beinahe ein Popsong, ist übrigens als einziges Lied auf allen drei Myrkur-Veröffentlichungen enthalten.

Im Zentrum steht ganz klar der Gesang. Bruun treibt ihre klare Stimme in himmlische Höhen und lässt sich von einem norwegischen Mädchenchor begleiten, „Det Norske Jentekor“. Mit diesem Chor setzt sie auch jene Stücke ihres Albums „M“ um, die am weitesten vom Metal entfernt liegen, weil sie nämlich eben nur aus Chorgesang bestehen. Mit dem Echo des Emanuel-Vigeland-Mausoleums kommt so eine beinahe weihnachtliche Besinnlichkeit auf. Das zweitwichtigste Instrument auf dieser EP ist das Piano, mit dem Bruun sich selbst begleitet. Beinahe dicht klingt „Onde børn“, an dem Chor, Gitarre und Piano beteiligt sind. Irgendwo von Ferne winkt Loreena McKennitt herüber. Außerdem covert Bruun ihre Lieblingsband Bathory mit „Song To Hall Up High“.

Die einzige Referenz an das Genre sind wohl die Texte, die dem harmonisch-spirituellen Klang entgegenstehen: „Der Tod des kleinen Mädchens“, „Die Hure soll sterben“, „Böses Kind“. Da die Texte indes auf Dänisch sind, kann man da als Nichtsprecher der Sprache angenehm drüber hinweghören und sich der Illusion des rein Schönen hingeben. Auch die Gäste des Konzertes, das dieser EP zugrundeliegt, applaudieren lang – mit Recht.

Das Vinyl gibt’s in verschiedenen limitierten Ausführungen; in Nichtschwarz sind dies Weiß und Transparent, beide sind bereits ausverkauft. Auch auf CD und als Download ist die EP zu haben.