Micha-El Goehre – Monster, Monster – Verlag Andreas Reiffer 2014

Von Matthias Bosenick (14.07.2014)

Fast wäre „Monster, Monster“ das Goehre’sche „Chinese Democracy“ geworden: Diverse Male verschob sich der Veröffentlichungstermin, aber bei weitem nicht so lang und oft wie bei W. Axl Rose – und mit positivem Ausgang. Das kleine Büchlein fügt sich als Lexikon gnadenlos in die Reihe „Edition Wissenswertes“ des Verlags Andreas Reiffer ein, denn Goehre schafft einen handlichen Überblick über gängige Monsterfiguren aus Literatur, Mythen, Film und Comic und garniert seine Darlegungen mit der ihm üblichen Respektlosigkeit der Sache an sich und dem Rest der Dinge gegenüber. So ist dies zwar einerseits ein Nachschlagewerk, wenn auch lückenhaft (vermutlich aus purer Lebensfreude) und eher subjektiv, als dass es ein verlässliches Kompendium darstellt, aber andererseits ein Schlag in alle auch nur halbwegs in der Nähe stehenden Gesichter, der dergestalt schallt, dass das Lachen des Lesers dem in nichts nachsteht.

Eine Anmerkung vorab: Man braucht eine gewisse Vorkenntnis, wenn man das komplette Vergnügen an dem Werk haben will. Manche Querverweise und Hintergrundinformationen setzt Goehre bei seinen Ausführungen voraus. Doch sollten sich unbedarfte Interessierte nicht vor der Lektüre fürchten, jedenfalls nicht so sehr wie vor den beschriebenen Monstern.

Goehre unterteilt seine Monster in Humanoide, Tierische und Sonstige und listet innerhalb der Kategorien die Unviecher alphabetisch auf. So weit, so Lexikon. Für ihn ist das jedoch nur eine Darreichungsform für sein Nerdwissen, mit dem er jongliert. Goehre gelingt dabei der löbliche Spagat zwischen Kniefall und Respektlosigkeit. So ist es auch bei seinen Heavy-Metal-Romanen der „Jungsmusik“-Reihe: Er steckt knietief im Thema, verfällt aber nicht so sehr der Gefolgschaft, dass er nicht über das lachen kann, das er liebt.

Der Mann kennt sich ganz offensichtlich mit Monstern sehr gut aus und zählt auf diverse Detailfragen hin betrachtet („Wie werde ich so einer?“, „Wie mache ich so einen tot?“) allerlei Kulturgüter auf; bisweilen zitiert er sie nur oder deutet sie an, und je tiefer der Leser selbst die Materie in der DNA verankert hat, desto mehr kichert er über die Querverweise, die er so entdeckt. Zwischen Außerirdischem und Zombie, zwischen Dinosauriern und Spinnen sowie zwischen Ctulhu und Sphinx tummeln sich neben den üblichen Spukgestalten auch Ghule, der Yeti, Iron-Maiden-Maskottchen Eddie, das Krümelmonster und das Fliegende Spaghettimonster, und alle Dargestellten jeweils mit so gut wie allen Spielarten, vom Kinderprodukt bis zum indizierten Ab-18-Filmhelden. Seine Analogien findet Goehre aber auch in fremden Gewässern: Im erbrachten Vergleich zählt er auch Nazis, Fußball-Fans, Volksmusiker, Politiker, TV-Sendungen und andere gesellschaftliche Phänomene mit ins Verderben. Und wenn da mal ein Lacher erzwungen ist und aus Aktualitätsgründen mit dem Abstand mancher Jahre womöglich nicht mehr nachvollziehbar, findet man sich als Leser doch recht oft beim breitesten Grinsen und zustimmenden Nicken. Verdammt, ja, Vampire glitzern nicht!

Mit seinem Stil passt Goehre recht gut Till Burgwächter, dessen „Väter, Völker und Vandalen“ bereits in der „Edition Wissenswertes“ erschien. Beiden Autoren ist eigen, dass sie sich im Lästern wohlfühlen. Der Unterschied: Wo Burgwächter effektvoll mit der Dampfwalze einparkt, schmückt Goehre sie zusätzlich mit dunkelrosa Puschelapplikationen, wenn auch mit bleigefüllten. Kleiner Hingucker bei diesem Werk: Cover-Star-Designer Patrick Schmitz gestaltete einige Monsterillustrationen für den Innenteil. Sehr hübsch!

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