!!! live im Knust, Fettes Brot live in der Roten Flora, Hamburg, am 3. November 2013



Von Matthias Bosenick (04.11.2013)

Seit ihrem zweiten Album beehren die New Yorker !!! nach jeder neuen Veröffentlichung ihre Fans in Hamburg. Derer haben sie einige, wenngleich sich vergleichsweise wenige an einem Sonntagabend zu dem Konzert trauten. Man hatte erstaunlich viel Platz zum Tanzen, und den braucht man bei der energetischen Musik auch. Schön: Auf dem Rückweg kam man noch am verbotenen Auftritt von Fettes Brot vorbei.

Die Musik von !!! veränderte sich über die Jahre, und mit ihr auch die Liveshows. Das hohe Maß an Energie behalten !!! stets bei, reduzieren aber mit den Alben die Komplexität ihrer Stücke. Der Beat dominiert heutzutage, so auch live, und lässt die Meute zucken. Mit einigermaßen entrücktem Gesichtsausdruck geben sich die Leute der Musik hin, mit Gitarre und Bass erzeugen !!! Grooves und Loops, mit dem Synthesizer füttern sie Effekte und Beats in das hinein, was der Schlagzeuger so zaubert. Stampfend, groovend, explosiv knallt die Mucke. Sänger Nic Offer in knappen Shorts ist zwar nicht eben ansehnlich, aber betont sexy, wie er da mit ganzem Körper auf der Bühne post, wenn er nicht gerade im Publikum unterwegs ist und die Leute antanzt. Das ist alles sowas von ansteckend.

Früher, nun, da hatten !!! mehr Musiker, hatten Spezialinstrumente (eine Trompete ist nur einmal zu hören), vertracktere und epischere Stücke. Die ersten beiden Alben bedienen sie dieses Mal gar nicht. Das ist schade, bedeutet aber auch, dass man mit jeder Tour tatsächlich eine Variante bekommt, etwas Neues, und was die Jungs an Energie herausblasen, wird auch nach Jahren nicht weniger. Und, natürlich, die Songs sind wie immer live noch besser als auf LP.

Nett an Nic Offer ist, dass er sich die Vorband Wyoming aus dem Publikum heraus ansieht, direkt neben dem Betrachter stehend, und ordentlich mitwippt. Den Kontakt zum Moshpit nimmt Offer auch bei seinem eigenen Auftritt immer wieder auf, tanzt mit jedem, steht unvermittelt animierend vor dem Rezensenten, lockt jeden zum Mitmachen. Wyoming, übrigens, machten eine glattere Mischung aus Sigur Rós und Radiohead. Der Schlagzeuger hat sich so manche Komplexität einfallen lassen.

Noch schweißnass und dampfend, kam man nach dem Gig durch die Schanze hindurch an der wohl schönsten Protestform des Jahres vorbei: Trotz Hausverbots des Eigentümers und unbehelligt von der Polizei stellten Fettes Brot ihr neues Album „3 is ’ne Party“ in der Roten Flora vor. 2000 Leute hiphopten draußen mit, schließlich übertrugen die Brote den Gig auch per Leinwand und Lautsprechern ins Schulterblatt. Ein schöner Protest gegen die Pläne des Eigentümers, die Rote Flora für ein mehrstöckiges Gebäude plattzumachen. Gute Laune allenthalben und ein schöner Schluss für ein gutes !!!-Konzert.

 

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