Killing Joke – In Dub – Pledge 2014

Von Matthias Bosenick (15.03.2014)

Zum dritten Mal lassen sich Killing Joke ein Album via Pledge vorfinanzieren, zum zweiten Mal ist es eine Compilation (das dritte war ein Live-Mitschnitt). Diese Sammlung hat es sicherlich in sich: Dub-Versionen von Killing-Joke-Songs all über die drei Jahrzehnte, überwiegend sogar eigens angefertigte. Wie immer stellt sich die Frage, was genau den „Dub“ so ausmacht, wird das Wort doch bisweilen sozusagen lediglich synonym für „Mix“ verwendet. Nichts desto trotz ist die Qualität der vorliegenden Musikstücke wie gewohnt exorbitant hoch und die Bandbreite an Stilrichtungen trotz des titelgebenden Etiketts enorm breit gefächert.

Bassist Youth hat einen Narren am Remixen gefressen. Von ihm stammten vor 20 Jahren die dem Post Punk eher fernen Goa-Mixe, nun legt er eben mit Dub nach. Oder Ambient. Oder Trance. Und wenn nicht er, dann liefern The Orb den Mix ab. Es erstaunt, wie schwer und dicht die Dubs sind. Man hat es nicht mehr mit dem frühen Toasting der 70er zu tun, auch nicht mit schlichten Halleffekten auf ausgewählten Elementen wie in den 80ern. Richtig angestellt, lässt sich bisweilen das Original nicht wiedererkennen. Man mag tanzen und chillen im Wechsel, bei einer Vier-Stunden-Veröffentlichung ist das auch angebracht, das hält man ja sonst nicht durch.

Nun ist der Dub als solcher für die englischen Postpunks nichts Neues. Schon auf der ersten Single „Turn To Red“ 1979 ertönte Dub zwischen Post Punk und New Wave of British Heavy Metal. Dub-Mixe gab es auch von „Follow The Leader“, „A New Day“, „America“, „Change“, „Blue Feather“, „Madness“ bis hin zu „Pandemonium“, „European Super State“ und dem ohnehin als Dub ausgelegten „Ghosts Of Ladbroke Grove“ auf dem vorletzten Album. Da können sie zuletzt noch so sehr in Richtung Metal abgehen, eine Dub-Sammlung ist trotzdem konsequent.

Und offenbar eine schöne Gelegenheit, mal wieder altes Material zweit- bis viertzuverwerten. Zum Glück für Sammler unterliegen die Gebrauchtmixe im Vergleich zu den Neuen. Im Gegenteil, sie machen sich darunter sogar sehr gut. Der Sammler kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. Auch, wenn er den „A Floating Leaf Always Reaches The Sea Mix“ von „Requiem“ vermutlich längst nicht mehr hören kann, denn den hat er jetzt tatsächlich zum vierten Mal. Schön ist aber auch, dass die neuen Mixe nicht nur von neuen Songs sind. Auch von „Love Like Blood“, dem vermutlich einzigen Hit der Band, fragt man die Falschen, gibt’s eine Neufassung. Mit „A Sixth Sun“ ist sogar ein Stück enthalten, das es als Vorlage bislang nur auf der limitierten Version der anderen Pledge-Sammlung gab, „The Singles Collection 1979-2012“.

Der Pledger ist nun einmal mehr gefragt, sich zwischen den „In Dub“-Versionen zu entscheiden: Er kann sich die Sammlung als Dreifach-CD oder als Dreifach-Vinyl zulegen. Dabei hat die Vinyl-Version diverse Vorteile und einen Nachteil: Die drei LPs enthalten lediglich die ersten zwei der drei CDs, und die auch nicht vollständig, weil für zwei Tracks der Platz nicht reichte. Dafür liegt eine Doppel-CD bei, deren erste die fehlende dritte der Dreifach-CD-Version ist und deren zweite die zwei auf den LPs fehlenden Mixe sowie exklusiv einen 43-minütigen Mega-Dub-Mix von Youth enthält. Nettes Gimmick am Rande: Die drei LPs tragen die Reggae-Farben rot, grün und gelb. Welche Variante man auch immer bestellt, der Download gehört dazu und beinhaltet alles bis auf den Mega-Mix, wenngleich der Pledger als Bonus noch einen exklusiven neuen Dub von „Turn To Red“ downloaden darf.

So kann der Sommer kommen. Ab an den Baggersee, lustige Produkte dabeihaben und ein Abspielgerät für „Killing Joke In Dub“ mitnehmen. Das flasht.

Die Trackliste der CD-/Download-Version (mit → Hinweis auf frühere Veröffentlichungen):

01 This World Hell (Alive And Kicking Dub) Youth Remix
02 Money Is Not Our God (Babylon Dub)
03 Depth Charge (Pathfinder Dub)
04 Corporate Elect (President’s Mustard In The Chalice Manifesto Dub Mix)
05 Ghosts Of Ladbroke Grove (Portobello Dub) → In Excelsis
06 Labyrinth Dub (Dynamics Of Geometry Dub)
07 Eighties (Voodoo Dub Mix)
08 Love Like Blood (Your Heart Is A Weapon Dub)
09 A Sixth Sun (Prophecy Fulfilled Dub)
10 The Raven King (Never Grow Old, Forever Now Dub)

01 Requiem (A Floating Leaf Always Reaches The Sea Mix) → Change (Spiral Tribe Mixes), Pandemonium, Alchemy – The Remixes
02 This World Hell (Cult Of Youth Ambient Samara Dub Mix)
03 Pandemonium (A Thread O Steel In The Suspension Bridge Of Time & Space) → Alchemy – The Remixes
04 Exorcism (Vatican Ambient Dub)
05 Primobile (Lifer, Kilimanjaro Dub)
06 Tomorrow’s World (Urban Primitive Dub)
07 European Super State (The Orb Vs Youth Remix Church Of The Open Sky & Holy Fool Dub)
08 Another Cult Goes Down (Portobello Mix) → Exorcism

01 Pole Shift (Perpetual Motion I’ve Seen Things You People Would Never Believe Dub)
02 European Super State (Lizard Dub (Emerging From The Ayahuasca Cave) Remix) → European Super State
03 In Cythera (Banda Remix)
04 Follow The Leader (Follow The Dub)
05 Democracy (NIN Remix) → Democracy, Wardance – The Remixes
06 In Cytheria (The Bloody Beetroots Mix) → Corporate Elect, The Singles Collection (33 Disc Edition)
07 Change (Spiral Tribe Remix) → Change (Spiral Tribe Mixes)
08 European Super State (NYC Soundclash Dub) (Piripiri Vs Youth Vs Banda)
09 Requiem (Third Party Dub) (The Ultra Rare Last Laugh Mix)
10 Killer Dub (Aka Bread & Jam) → Chaos For Breakfast

Die Bonus-CD der LP enthält:

01 European Super State (The Orb Vs Youth Remix Church Of The Open Sky & Holy Fool Dub)
02 Another Cult Goes Down (Portobello Mix) → Exorcism
03 Youth’s Vortex Dominator DJ Mix

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