How To Destroy Angels – Welcome Oblivion – Sony Music 2013

Von Matthias Bosenick (30.03.2013)

Ein mehr als zwiespältiges Werk, dieses verschleppte Debüt von How To Destroy Angels. Es kommt nach der Meldung, dass Trent Reznor seine Nine Inch Nails reaktivieren will, und macht sich selbst damit noch redundanter. Denn es klingt ohnehin wie eine Resteverwertung von NIN-Sounds mit gelangweiltem Frauengesang, was man vermutlich höher bewertet hätte, wäre da nicht die Aussicht auf das Bessere, nämlich NIN pur.

Natürlich kann Trent Reznor gute Musik machen. Also, an der Musik und den Effekten von How To Destroy Angels ist an sich nichts auszusetzen. Nur, man kennt sie auch alle schon. Manchmal klingen ganze NIN-Songs durch, oder noch schlimmer, „How Long?“ klingt gar wie der Versuch, mit Mittelmäßigkeit und banaler R’n’B-Pop-Melodie ins Radio kommen zu wollen. Ansonsten plätschert das Album dezent vor sich hin und klingt wie eine mit Frauengesang nachvertonte Version der letzten zwei Soundtrackarbeiten des Herrn Reznor (zusammen vier CDs) und des NIN-Doppelalbums „Ghosts“. Die alle hätte man nämlich auch schon kurz und knapp auf zwei CDs zusammendampfen können, und dann wäre die Ausbeute an besonderen, mitreißenden, stimmungsvollen, atmosphärischen Tracks größer gewesen.

Es hieß, Reznor habe mit „Welcome Oblivion“ gewollt, eine Art Portishead-Trip-Hop-Album zu machen. Das ist ihm gottlob nicht gelungen, denn das gibt es ja schon, und außerdem klingt es doch zu sehr nach Reznor, um etwas anderes zu sein. Ja, eigenständig ist „Welcome Oblivion“ zwangsläufig, aber eben aus der Historie heraus zu gewöhnlich. Und die Wucht, die Emotionalität fehlen. Hoffentlich bekommt er sie für das nächste NIN-Album wieder zurück. Oder geht wenigstens in eine neue Richtung weiter, mit mehr Format und Charakter. Aber so hätten die beiden Vorab-EPs „How To Destroy Angels“ und „An Omen“ völlig ausgereicht.

Die Vinyl-Version des Albums übrigens kommt als Doppel-LP mit zwei Liedern mehr, die auch beide auf der beigelegten CD enthalten sind, die sich damit von der handelsüblichen CD-Version unterscheidet.

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