Grian Chatten – Chaos For The Fly – Partisan Records 2023

Von Guido Dörheide (18.07.2023)

Grian Chatten ist der Sänger der von mir vollkommen zu Recht verehrten Fontaines D.C., einer Band, die sich, wie der Name schon, sagt auf Johnny Fontane beruft und aus Dublin City stammt.

Was taugt uns jetzt ein Solo-Album des Sängers dieser über jeden Zweifel erhabenen Kapelle? Also erstmal schreie ich allen Fontaines-D.C.-Fans-entgegen: KAUFEN! (Als hätten die das nicht eh schon getan.) Es erwartet uns kein Fontaines-typischer Postpunk, sondern eher ruhigere, nachdenkliche Musik, die jedoch, anders als es mich die erste Hälfte des Openers „The Score“ glauben machte, nicht allein mit Akustikgitarre begleitet (wie es Sänger von Bands auf Soloalben ja gerne mal machen), sondern voll instrumentiert. Aber eben ruhig, zurückgenommen und dennoch voller Energie.

Wer, wie ich, Fontaines D.C. (im übrigen ein Bandname, den ich nicht schaffe, ohne Tippfehler hinzuschreiben: Fountains, Fountaines, Fontanes, DC, DC., etc. etc. We‘re the Fountains. The Fountains ov Swing… egal, wir müssen auf jeden Fall noch Kühlschränke und Farbfernsehgeräte ausliefern, also schreibe ich mal flugs weiter:) nicht zuletzt wegen Chattens Stimme und seiner Art, zu singen, lieben gelernt hat, wird auch „Chaos For The Fly“ lieben. Die beiden ersten Stücke „The Score“ und „Last Time Every Time Forever“ sind melancholischer Natur und Chattens leicht nölige, eher tiefe Stimme kann sich sehr schön entfalten und tut das auch. Und Grian Chatten singt Melodien, die immer schöner werden, je öfter man sie hört. „Fairlies“ erinnert mich dann an irgendetwas, das auch dem wunderbaren Peter Doherty hätte einfallen können, nur dass Grian Chatten eine vollkommen andere Stimme hat. Aber die Art zu singen erinnert mich sehr an Doherty, bis er im Refrain mit etwa schneidender Stimme seinen Dubliner Akzent richtig schön in Szene setzt. Mein persönliches Highlight des Albums.

„Bob‘s Casino“ überrascht dann mit tatsächlich Swing und säuselnden Backgroundsängerinnnen, ehrlich, damit hätte ich nicht gerechnet, und auch diesen Stilwechsel kriegt Chatten super hin. Wahrscheinlich rappt er auf dem nächsten Stück oder holt die Fying V aus dem Schrank, wer weiß. Der Rezensent freut sich über das bisher sehr gelungene und auch abwechslungsreiche Album und geht erstmal eine rauchen.

Mit dem klavierbasierten „All Of The People“ und dem von einem schleppend vorantreibenden Schlagzeug vorangetriebenen „East Coast Bed“ geht es dann ruhiger und auch wieder melancholischer weiter, ich höre gebannt Chattens schöner Stimme zu und freue mich über ein unspektakuläres und dabei abwechslungsreiches Album.

„Salt Throwers Of A Truck“ heizt dann mit einer hart angeschlagenen Akustikgitarre und Geige ein, der Gesang tönt dabei sehr schön irish-folkig. Das sich daran anschließende „I Am So Far“ besticht durch ein monotones Schlagzeug und fast murmelnden Gesang, der sehr schön durch eine weibliche Stimme ergänzt wird. Diese gehört Georgie Jesson, die auch auf „Foof For Worms“ von Shame Background-Gesang beigesteuert hat. Den Namen muss ich mir mal merken.

Mit „Season For Pain“ klingt das Album dann sehr schön ruhig und traurig aus, die Stimmung dieses Songs erinnert mich allen Ernstes an das unsterbliche und unerreichte „Asleep“ von den Smiths. Und während die Hörenden noch im leisen und traurigen ersten Vers versinken, taucht auf einmal eine fast schon bratzige Gitarre auf, mischt alles auf, verschwindet dann wieder und das Stück klingt so finster und melancholisch aus, wie es begonnen hat. Klingt aus? Nein, kurz vor Schluss kommt ein mitreißender Beat und zahlreiche synthetische Klänge hinzu, Chatten sprechsingt noch einige Worte und auf einmal ist dieses wunderschöne, kurze Album auf einmal auch schon zu Ende und der Rezensent bleibt begeistert unter dem Kopfhörer zurück.