A Secret Revealed – When The Day Yearns For Light – Lifeforce 2021/2022

Von Matthias Bosenick (11.08.2022)

Eigentlich existiert dieses dritte Album von A Secret Revealed bereits seit Oktober 2021, nur dauerte es mit der Vinyl-Veröffentlichung aufgrund bekannter Probleme mit den Presswerken bis ins folgende späte Frühjahr. Jetzt ist es endlich da, und bunt wie das Vinyl ist auch die Musik, wenngleich man jener eine Neigung zum modernen Black Metal zugestehen muss, also der unbuntestmöglichen Spielart des Heavy Metal. Aber, und das ist das Besondere an diesem Würzburger Quintett: A Secret Revealed definieren Metal nicht nach Schubladen, sondern danach, worauf sie Bock haben. Da ist der gebrüllte Gesang eher dem Hard- bis Metalcore entnommen, da ist die Musik drumherum von allem mit heavy verzerrten Gitarren etwas und dabei so wenig genau konkreten Metal-Genres zuzuordnen, dass man allem guten Gewissens ein „Post-“ vorausschicken kann.

So dunkel, wie es der Titel vermuten lässt, ist die Musik auf „When The Day Yearns For Light“ gar nicht. Jedenfalls nicht aus der Perspektive von Leuten, die gern dunkle Musik hören. Emotional schon eher, aber Emotionen sind ja nicht zwingend hauptsächlich mit Traurigkeit oder Einsamkeit gleichzusetzen, auch Wut und Freude sind ja Emotionen, und so merkwürdig es erscheinen mag, aber bei A Secret Revealed kommt tatsächlich beides zusammen – die Freude daran, seine Wut in Musik zu verpacken, hört man jedenfalls gut heraus. Kombiniert mit vorzüglicher Virtuosität und Kompositionskunst ergibt dies eine beeindruckend eigenständige Musik, und das ist selten geworden.

Dem klassischen Metal wohnen natürlich Riffs inne, und auch A Secret Revealed bedienen sich solcher. In ihren Tracks moshen sie, wie es der Metal erfordert und wie es der sanft sein Haupt wippende Headbanger goutiert. Den fordert die Band indes fortwährend dazu heraus, seinen Horizont zu erweitern, denn sie webt gern Elemente in ihre Tracks, die den Flow wahlweise unterbrechen, herunterdimmen, umbiegen, ausbremsen, beschleunigen oder weiterentwickeln. Wenn etwa eine Post-Rock-Gitarre flirrt, wenn ein fast tanzbarer Beat einsetzt, wenn es wie im Post-Black-Metal atmosphärisch-ambientmäßig wird, wenn Helmet’sche Stop-And-Go-Passagen hereinbrechen, wenn die Gitarren zum hymnischen Tirilieren anheben oder wie beim von Pink Floyd beeinflussten Gothic Rock der Melancholie (ab und zu tritt sie eben doch mal in Erscheinung) freien Lauf lassen, wenn der Bass zum Mitgrooven auffordert, wenn die NWoBHM mit Galopp-Riffs und an der Klassik orientierten Melodien dazwischenfunkt, wenn der Schlagzeuger die nach oben laufende Rolltreppe herunterfällt. Und immer brüllt und growlt der Sänger dazu, als stünde er eigentlich einer Hardcore-Band vor.

Ja, A Secret Revealed bedienen sich beim Füllhorn gitarrenlastiger Musik dieser Welt und kochen daraus ein eigenes Süppchen, doch nicht wie viele Neo-Prog-Bands komplex-intellektuell nach Baukastenprinzip oder als akademische Leistungsschau, sondern schlüssig, ja: nachfühlbar, da wären wieder die Emotionen, und damit songdienlich, heißt: Die Stücke tragen einen definierten Charakter, in dem sich jede Abwechslung in den angesteuerten Fluss fügt. Besser nur als „When The Day Yearns For Light“ ist überdies nur – „Sacrifices“, das Album davor: Darauf gelingt die Melange sogar noch überzeugender. Jenes Album stellte eine Zäsur bei den Würzburgern da, die nach dem 2015er-Debütalbum „The Bleakness“ mit neuem Sänger auch eine musikalische Kurskorrektur vornahmen.

„When The Day Yearns For Light“ gibt es in unzählbaren Vinyl-Versionen, die meisten der bunt gesplatterten sind längst ausverkauft. Bester Songtitel ist natürlich „~“, das zweiminütige Zwischenspiel, das auch die Sanftheit der Musiker belegt. Wer amtlich moshen will, muss eben erstmal chillig können.