Von Matthias Bosenick (07.01.2025)
Die Nähe zum Krautrock steckt ja schon im Bandnamen: „Yoo Doo Right“ ist der Titel eines Stückes der Kölner Can, veröffentlicht 1969 auf dem Debüt „Monster Movie“. Doch hört man sich das dritte Album „From The Heights Of Our Pastureland“ des gleichnamigen Trios aus Montreal an, freut man sich sehr darüber, dass der alte Krautrock hier maximal eine Inspirationsquelle ist – Yoo Doo Right sind eher im Post-Metal zu verorten, im Post-Rock, im analog gespielten Ambient, im Shoegaze, im abgedunkelten Indierock – und ja, die repetitive Monotonie mancher Passagen ordnet man gemeinhin dem Krautrock zu. Sei’s drum, die Kanadier machen mehr draus, man kann das Album mit Fug und Recht unter Knaller einsortieren.
Los geht’s erstmal instrumental und unendlich, der Opener „Spirit’s Heavy, But Not Overthrown“ ist über 13 Minuten lang, schleicht sich zurückhaltend an, lullt die Hörenden ein und bratzt dann mächtig los, nachdem auch der Gesang einsetzte. Der Track endet abrupt mit minutenlangen Soundexperimenten – und der fast zehnminütige Nachfolger „Eager Glacier“ besteht dann aus pluckernden Schlagzeug-Dingern, über denen dronige Soundscapes liegen. Voll schön, dieser angedeutete Lärm. Setzte das Trio da nicht nach zwei Dritteln einen Ruhebreak, erführe man den Übergang zum wahrhaftigen Lärm kaum als spürbar, so fließend fände er statt.
Dafür überrascht „Ponders End“, nur sieben Minuten lang, mit einem zickig-polkahaften Britpop-Rhythmus, der unter einer beinahe fröhlichen zackigen Gitarrenmelodie liegt. Man ist fast geneigt, an Les Claypool zu denken, da bricht die Band aus und rockt im vorgegebenen Takt los. Mit unter vier Minuten ist anschließend „Lost In The Overcast“ das kürzeste Stück auf diesem Album, radiotauglich wird es davon aber nicht, aber nicht etwa, weil es zu heftig wäre: Es ist ein Ambient-Track, mit synthetischen Soundscapes und vereinzeltem Klimpern. Zuletzt gibt’s das fast neunminütige Titelstück, das sich aus dem Vorgänger herausschält und dann wieder dem Post-Rock den erforderlichen Raum gibt, mit einem dem Krautrock zugeneigtem Beat und kurzwellenartigen loopigen Sounds, die sich alsbald aufbauschen zum vortrefflichen warmen Lärmgebilde. Abermals arbeitet das Trio hier mit der Wirkung eines Breaks: Der Track wird zum weiterhin warmen Ambient-Jazz, vom spartanischen Klavier in die spätesten Nachtstunden versetzt.
Ein wunderbares Album, das sich an die festgelegten Grenzen des selbstgewählten Krautrock gottlob nicht hält. Dafür sind die drei Musiker viel zu modern orientiert, viel zu experimentierfreudig, viel zu grenzenlos, und diese Haltung lassen sie wundervoll in die Musik einfließen. Die ist grundsätzlich eher dunkel getüncht, was an der Wärme nichts ändert, die sie abstrahlt.
Seit fast zehn Jahren sind Yoo Doo Right unterwegs, zumindest erschien 2016 das erste Tape „Nobody Panicked And Everybody Got On“, damals noch als Quartett. Das offizielle Debüt-Album „Don’t Think You Can Escape Your Purpose“ brachte die Band als Trio 2021 heraus, dies ist also das dritte Album in nur vier Jahren. Die Band hat’s mit langen Titeln, Ausnahme: „EP2“, die zweite Veröffentlichung 2017. Die Band besteht aus: Justin Cober mit Gitarren, Synthesizern und Gesang, der bei der Post-Hardcore-Band Black Love initiierte Charles Masson am Bass und John Talbot mit Schlagzeug und Percussion. Für den ersten Track lud sich das Trio noch Instagramer Francis Leduc-Bélanger als Trompeter ins Studio.