Yomi Ship – Feast Eternal – Yomi Ship 2024

Von Matthias Bosenick (29.07.2024)

So’ne E-Gitarre kann man auch so mit Effekt versehen, dass auf ihr Hall liegt, nicht Verzerrung, so’n Büschen Surf-Twang-mäßig, und wenn man um einen solcherart gespielten Sound herum polyrhythmischen Instrumental-Prog-Space-Psychedelik-Rock macht, bekommt auch diese Schublade nach all den Jahren nochmal einen neuen Knauf. Den Verzerrer treten Yomi Ship aus Perth nur ganz ganz selten mal durch, zum stark gebremsten Austoben findet das Trio andere Ventile – kuriose Strukturen, orientalische oder fernöstliche Melodien, Frickleln, Dudeln und Gniedeln. Damit lädt die Band zu einer entspannten Reise durch ein verschachteltes Bilderbuch ein, in dem das innere Auge blättert, während das Ohr das Debüt-Album „Feast Eternal“ genießt.

Diese klar gespielte Hall-Gitarre ist schon das ebenso klar dominante Instrument im Sound von Yomi Ship, die zieht sich durch sämtliche Tracks dieses Albums. Das muss man schon erdulden können, was die drei hier erdudeln, da sich der Klang stark aufs Bewusstsein legt, und weil sie das wissen, bauen sie einige Abwechslung ein. Begonnen mit der Polyrhythmik, in der sie ihre Tracks errichten, und zwar auf eine Weise, die nicht nach Kackenhauerei wirkt, sondern eher beiläufig, unterschwellig. Man kann den Tracks gut folgen, auch wenn sie bei genauerem Hinhören herausfordernd sind.

Nächste Möglichkeit für Abwechslung: Gelegentlich probiert der Mensch an der Gitarre dann doch mal ein anderes Effektgerät aus. In „The Izoku“, „Obake’s Grotto“ oder „Too Many Have Vanished Into These Woods“ bratzt sie mal kurz los, in „Ronin’s Lament“ und „Night Parade“ erweckt sie den flächig verzerrten Eindruck von Post Rock, mal verschwindet der Hall für einen Moment komplett und lässt die Gitarre direkt an die Hörenden heranrücken. An anderer Stelle ist es die Art des Einsatzes dieser Gitarre, etwa mit Stop-And-Go-Passagen in „Premonitions“. Schlagzeug und Bass sind freundliche Begleiter dieser Arbeit, und um Arbeit handelt es sich hier, denn Yomi Ship kreieren akustische Objekte, keine Songs, auch wenn sie harmonisch, mal flächig, schön sind. Hier stehen Kunst und Handwerk vor Eingängigkeit, aber, und das ist das Bemerkenswert an „Feats Eternal“, man hört der Band gern zu, man geht gern in der Schachtelmusik verloren.

„Feast Eternal“ gilt als das Debüt von Yomi Ship, benannt nach einem Begriff aus dem Kartenspiel „Yu-Gi-Oh!“; japanische Folklore inspirierte das Trio zu diesen zwölf Tracks, sagt die Info. Die Band besteht aus Gitarrist Jarred Osborne, Bassistin Jade Champion und Schlagzeuger Nick Osborne. Gegründet 2016, veröffentlichte das Trio bereits einiges an Mini-Alben, EPs und Singles; los ging es bereits 2017 mit der selbstbetitelten Debüt-EP, 2018 folgte die EP „Moods“, 2019 die Single „Under The Tree, In The Cave“ und die EP „Pyramids Of Yonaguni“ sowie 2021 die EP „Of Agartha“, deren Titeltrack sich erst auf dem vorliegenden Album findet.