Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Was für die Sesamstraße „Marshall Grobi und sein Wunderpferd Fridolin“ sind, ist für den Rest der Welt Willie Nelson und seine Gitarre „Trigger“. Alle beide sind glücklicherweise einfach nicht totzukriegen, und Nelson ist beispielsweise einer der letzten Zeitzeugen des großen Elvis Presley – also nicht Zeitzeugen im Sinne von „Ich war auch schon am Leben, als Elvis noch nicht tot war“ – das trifft auf so ziemlich fast alle Leute zu, die ich kenne – nein, Nelson ist knapp zwei Jahre vor Elvis Aaron Presley auf die Welt gekommen, hat allerdings erst ein paar Jahre später begonnen, Songs aufzunehmen, und im Gegensatz zum Dings of Rock’n’Roll gibt es ihn immer noch und er schmeißt immer noch neue Songs unter die Leute, mit einer Frequenz, gegen die selbst Neil Young (der im Gegensatz zu Presley und Nelson echt relativ jung ist und nicht nur so heißt) aussieht wie ein zu Veröffentlichen zu fauler 79-Jähriger – Nelson ist inzwischen 92 Jahre alt und scheißt sich nix, immer noch alle paar Monate mal ein neues Album auf den Markt zu werfen – „Oh What A Beautiful World“ ist bereits sein siebenundsiebzigstes!!! Buddy Cannon hat es produziert und Nelson singt zwölf Lieder, die sich Rodney Crowell ausgedacht hat, den ich als Duettpartner von Emmylou Harris sehr schätze und der auf dem Titelstück auch selber mitsingt.
Ansonsten singt Willie Nelson, und zwar so, wie nur Willie Nelson singen kann: Leicht nasal und mit viel Gefühl, mittlerweile hört man es ihm auch an, dass er die 60 überschritten hat, aber über 90 – nein, auf keinen Fall!
Ich muss sogar zugeben, dass es mir sehr viel mehr Spaß macht, „Oh What A Beautiful World“ zu hören, als alles, was Neil Young in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Egal, wie sehr ich Young verehre, aber dieses „Ich haue alles Alte aus meinen Archiven raus und alle paar Jahre nochmal was Neues, das sich anhört, wie was Altes“-Geschäftsmodell geht mir zunehmend auf den Sack und da genieße ich alles, was Willie Nelson auf seine alten Tage (oder eher besten Jahre) so neu auf den Markt schmeißt, umso mehr. Mögen diese wunderbare Stimme und dieses wunderbare Talent, schön-traurige Country-Songs auf Schellack zu bannen, nicht so schnell verstummen!