Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was ist eigentlich mit Lauryn Hill passiert?

Von Onkel Rosebud

Nach wie vor geht Lauryn Hill meiner Freundin runter wie kaltes Malzbier. Über 25 Jahre ist es mittlerweile her, dass sie ihren Solo-Durchbruch mit „The Miseducation Of Lauryn Hill” feierte. Ein Album, das weltweit Erfolge erzielte und einen Meilenstein in der Hip-Hop-Szene setzte. Ihr Debüt gewann als erste Hip-Hop-Platte 1999 den „Album des Jahres“-Grammy, neben vier weiteren Auszeichnungen in den wichtigen Kategorien. Das hatte zuvor noch kein Rapper, geschweige denn, ein weiblicher MC geschafft. Ja, und wer sich mal eben, mit 23 Jahren, von den Fugees auskoppelt, hat schon einen eklatanten Vorsprung am Start für die Solo-Karriere. Wer das nicht glaubt, gleich mal Roberta Flacks Coverversionen von „Killing Me Softly With His Song“ auflegen.

Im Jahr 2000 zog sich die mittlerweile zur Queen of Hip-Hop avancierte Dame aus New Jersey aus der Öffentlichkeit zurück. Der Druck des Ruhms begann, sie zu überwältigen. Sie mochte es nicht, nicht mehr aus dem Haus gehen zu können, um einfache Besorgungen zu machen, ohne sich um ihr Aussehen sorgen zu müssen. Sie entließ ihr Management und begann, an fünf Tagen in der Woche Bibelstunden zu besuchen (Lauryn Hill wuchs in einer Baptisten-Familie auf).

Sie hörte auch auf, Interviews zu geben, fernzusehen und Musik zu hören. Sie begann, sich mit einem „spirituellen Berater“ namens Bruder Anthony zu treffen. Einige, die mit Hill vertraut sind, glauben, dass Anthony eher einem Sektenführer als einem spirituellen Berater glich, und sind der Meinung, dass seine Führung wahrscheinlich einen Großteil von Hills umstrittenem Verhalten in der Öffentlichkeit inspirierte.

Dazu wurde sie zuerst Mutter, dann Mutter und Mutter. Und dann ging das immer weiter: Mutter, Mutter, Mutter. Lauryn Hill hat insgesamt sechs Kinder. Sie heißen Zion David (*1997), Selah Louise (*1998), Joshua Omaru (*2001), John Nesta (*2003), Sara (*2008) und Micah (*2011). Der größte weibliche MC aller Zeiten hatte Prioritäten gesetzt und entschied sich für Familie anstelle von Karriere. Das ist an sich nachvollziehbar, aber auch irgendwie schade.

Lauryn Hill hat den Rap mit Seele erfunden und die Technik der Verschmelzung von Rap und melodischem Gesang populär gemacht. Alle Künstler*innen, die danach kamen, wie Adele, Beyoncé, Dua Lipa, Missy Elliott, Pink, Drake, Jay-Z und Kanye West etc., haben Her Lauryness nur noch nachgeahmt.

Onkel Rosebud