Von Onkel Rosebud
Meine Freundin kann sich noch gut an Montag, den 22. Februar 2021 erinnern. Da erschien auf ytb ein Video von Daft Punk. Irgendwann in der Mitte des dramatischen Acht-Minüters namens „Epilogue“ explodiert ein Mitglied des Duos mitten in der Wüste. Darauf folgte die Einblendung „1993 – 2021“. Sie zerrte mich vor den Bildschirm und bejammerte, dass die Helm-Dudes aus Paris hiermit offensichtlich mit ihr Schluss machten, und erklärte mir zum wiederholten Mal, dass Daft Punk mit „Get Lucky“ nicht nur den legendärsten Song der 2010er gemacht haben, sondern auch den, der in ihrem Leben stets gute Laune verbreitete. Als pensionierter DJ wusste ich natürlich, was sie meinte, konnte mir jedoch nicht verkneifen, auf den etwas ekligen Text hinzuweisen. Pharrell Williams, der Sänger im Song, stellt nämlich unmissverständlich klar, heute Nacht unbedingt noch einen wegstecken zu wollen – egal mit wem.
Seit 1999 trugen Guy-Manuel De Homem-Christo und Thomas Banghalter Roboter-Kostüme und Helme. Schon als ihr Video zu „Da Funk“ anno 1995 bei MTV aufgeschlagen ist, fragte sich meine Freundin und wahrscheinlich alle Menschen auf der ganzen Welt: Fuck sake. ist das wirklich nur ein Hundemensch, der durch die Stadt streift? Jep, und keine Spur von den Typen, die den Song gemacht haben. Mit weiteren kultigen Videos wie z.B. zu „Around The World“ und der weiteren Verheimlichung ihrer Person haben Daft Punk dieses Mysterium um ihre Identität nicht nur als kurzen Hype genutzt, sondern damit für immer dem gängigen Celebrity-Personenkult den Mittelfinger gezeigt. Zudem waren die beiden Helm-Pioniere damit auf eine sympathische Art einfach nerdig und cute. So wurden sie zu Ikonen und Anti-Stars.
Durch exzessives Samplen alter Disco- und Funksongs auf House-Beats haben die beiden nicht nur das Genre French House in die Welt getragen und diversen Acts zu Hits verholfen, auch haben sie Menschen mit den gemischtesten Musikvorlieben, die niemals einen House-Song angefasst hätten, begeistert. Nach dem Ende der fast 30-jährigen Ära dieser Tanzflächen-Götter erklärte Bangalter in einem Interview mit der BBC, dass der Grund für seine neue Distanz zur elektronischen Musik auch der zunehmende Einfluss künstlicher Intelligenzen sei: „Meine Besorgnis über den Aufstieg der künstlichen Intelligenz geht über ihren Einsatz in der Musikproduktion hinaus. Für mich als Künstler steht immer die Menschlichkeit im Vordergrund.”
Wer sich immer noch fragt, warum Daft Punk Legenden sein sollen, der muss sich einfach mal ins Gedächtnis rufen, dass die beiden bei den Grammys 2014 zusammen mit Pharrell Williams und den beiden Legenden Stevie Wonder und Songwriter-Gott Nile Rodgers aufgetreten sind. Ach ja, Grammys hat Daft Punk übrigens acht.
Onkel Rosebud