Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: I don’t want to change the world. I’m not looking for a new England.

Von Onkel Rosebud

… I′m just looking for another girl. Der hypothetisch formulierte Refrain vom Song „A New England“ stimmt natürlich nicht. Die Welt verändern, ein neues, besseres England möchte Billy Bragg (*20. Dezember 1957 in Barking als Stephen William Bragg) nämlich sehr wohl. His Braggness ist ein britischer Sänger, Songschreiber und Gitarrist. Seine eloquenten Texte und sein sozialistisches Gebaren machten ihn zu einer wichtigen Figur englischer Subkultur der 1980er Jahre. Inspiriert vom Folk-Rock von Simon & Garfunkel und Bob Dylan, begann Billy Bragg bereits als Teenager, Musik zu machen. Die Energie von Punk inspirierte ihn zu minimalistischen, technisch unsauber vorgetragenen, oft politischen Songs. Sein größter Hit ist „A New England“. Man muss zwar zugeben, dass sich seine Gitarrenkünste in Grenzen halten, aber seine Texte sind voller Ärgernis und Stichelei gegen die Obrigkeit.

Er spielte auch Konzerte in der DDR, u.a. beim „Festival des Politischen Liedes“, eine der größten, jährlichen Musikveranstaltungen, organisiert vom Oktoberklub, dem singenden FDJ-Zentralrat. Weil er da – neben Leuten wie Pete Seeger und Heinz Rudolf Kunze – auftrat, war er uns kleinen Ostpunkern damals zuerst suspekt. Als er aber 1989 kritisch über Kaninchen auf dem Todesstreifen der Berliner Mauer sang, schaffte er es, den Vereinnahmungsversuchen der Parteifunktionäre zu entgehen – durch ein lebenslanges Auftrittsverbot. Da durften wir den linken Störenfried und ewigen Idealisten wieder öffentlich sympathisch finden.

Er hat sein Herz am rechten Fleck und tritt sein Leben lang für seine Überzeugungen ein. Im Laufe der Jahre bewegte sich die Musik von Billy Bragg in Richtung Pop und später Americana.

Von ihm ist folgendes Zitat überliefert: „Ich bin Singer-Songwriter, richtig? Ich gehe mit meiner Gitarre auf die Bühne und singe Songs, die ich geschrieben habe. Eigentlich nicht anders als Taylor Swift. Nur dass sie auf einer viel größeren Bühne steht und einen Haufen Tänzer hat und ich mach immer noch das hier. Aber meine Musik findet noch immer statt, sie wird immer noch gehört. Es ist mir egal, ob ein Song von mir in den Charts landet. Darüber hab‘ ich mir die letzten 30 Jahre schon keinen Kopf mehr gemacht.“

Onkel Rosebud