Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne (DDR-Spezial): Gute Ost-Bands – vom Staat geduldete Mainstream-Combos

Von Onkel Rosebud

Es gab auch ein paar halbwegs gute Bands im Osten. Viel zu wenige. Aber gut genug, um genügend Fans um sich zu scharen, so dass sie von den Apparatschiks trotz permanenter systemischer Kritik geduldet werden mussten. Es waren ganze drei: Silly, City und Pankow.

Silly hatte Tamara Danz, die schillerndste und charismatischste Künstlerin im Musikgeschäft der DDR, die sich auch politisch engagierte. Stimmgewaltig und authentisch, bewaffnet mit Charme, Intelligenz, aber auch mit einer ordentlichen Berliner Großschnauze. Das 1983 erschienene Album „Mont Klamott“ gehört neben „Casablanca“ von City zu dem besten, was in der DDR rock-musikalisch hervorgegracht wurde. Über sie gibt es unzählige Bücher und sogar ein Musical, weshalb ich das hier nicht weiter breittreten muss. City hat den Kulthit des Landes, welches es nicht mehr gibt, verbrochen. 1977 war das schon. „Der von tiefer Melancholie und lyrischer Verschlüsselung geprägte Text handelt von einem Menschen am Fenster, der sich nach bleibender, tief fühlender Liebe statt nach rauschhaften Erlebnissen sehnt. Er klagt über die schweren Seiten seines Lebens.“ (Zitat aus dem Lexikon des Hab‘ Ich Vergessens). Mehr muss man nicht wissen. Außer vielleicht noch, dass die Anzahl der Hörproben, also wie oft man den Song hören kann, bevor er einem auf die Nerven geht, begrenzt ist. Bei mir war es nach dem zweiundvierzigsten Mal so weit.

Aber Pankow! Benannt nach dem Berliner Stadtteil und der Ähnlichkeit zu dem Wort Punk sind sie meine Lieblingsband der DDR. Sie begannen Ende der 70er als Gaukler Rock Band und arbeiteten als erste DDR-Gruppe mit „New Wave“-Elementen, dazu gehörten theatralische Einlagen, besondere Beleuchtung, Kulissen und Requisiten auf der Bühne, Frontmann André Herzberg sang geschminkt und mit wechselnden Kostümen, ein wenig nach dem Vorbild der US-Band The Tubes. Am wichtigsten für ihren lange nachwirkenden Eindruck waren aber die satirisch überhöhten, trotzdem als gesellschaftskritisch wahrgenommenen Texte, die das Weltbild des typischen DDR-Spießers aufs Korn nahmen und aus denen man ebenso eine verklausulierte Kritik an der überalterten Staatsführung herauslesen konnte. Das Album „Kille Kille“ (1983) ist eine Zusammenstellung von Titeln aus der Rockoper „Paule Planke“ und gehört zu den Schallplatten, die mein Leben verändert haben.

Allen drei Bands war aber damals auf Dauer eine gewisse Portion musikalischer Langeweile zu eigen. Auch deshalb wanden meine Kumpels und ich uns Ende der 80er den sogenannten „anderen Bands“ zu. Darüber in der nächsten Folge.

Onkel Rosebud