Trip – Circadia – Trip 2025

Von Matthias Bosenick (17.04.2025)

Diese Band bricht wunderbar mit den Gepflogenheiten: Im Prinzip machen Trip (Eigenschreibweise TRIP) aus Sarrewerden in Frankreich eine Art klassischer Bluesrockmusik, doch stecken die vier Köpfe zu voll mit Ideen, um es bei der Kopie der Kopie zu belassen – das vierte Album „Circadia“ ist ein Freak-Album geworden, mit einer überbordend guten Laune gepaart mit Verspieltheit und leicht ins Aggressive tendierender Power. Deep Purple trifft Frank Zappa irgendwo zwischen Zirkus und Raubtiergehege – und heraus kommen mit großem Ernst vorgebrachte Rocksongs mit unerwarteten Wendungen und ansteckender Energie. Ein farbenfroher Trip!

Als erstes verwundert die Stimmlage, die ist etwas höher und transportiert damit Ausdruck und Energie, dass es einen nur so umbläst. Im Kontext mit der Musik ergibt dies eine Bombe mit sehr kurzer Lunte: Bluesrock, Rock’n’Roll, eingerockt mit Orgel, Piano-Boogie und Tempowechsel, so geht das Album los, mit der Vorab-Single „Dream Destroyer (In B Major)“ und „White Rat“, beide unter Volllast und mit Breaks und Sprüngen versehen. Den nächsten Sprung macht „Green Light Red Light“, mit zu einem groovenden Shaker heruntergnenommenem Tempo und der vokalen Ernsthaftigkeit, die man so ähnlich von De Staat kennt. Ein Fuzz-Bass bringt ein neues rauhes Glitzern in den Sound.

Es folgt mit „Time’s Now“ die erste Ballade, die einzige mit Orgel, denn „The Jungle“ startet später mit Akustikgitarre, zu der sich ein E-Gitarren-Solo gesellen, dann eine Mandoline (vielleicht ist dies auch die Zigarrenbox-Gitarre, die so charakteristisch ist für Trip) und dann eine Wärme, wie man sie etwa von „Boys Of Summer“ von Don Henley kennt. Dieser Song hat aber unterschwellig Stress, steigert sich entsprechend und rollt dann in einen harmonischen Rocksong hinein. Man fühlt sich an den Gesang von Jesper Binzer von D-A-D erinnert, nicht zum ersten Mal. Die dritte Ballade heißt „Midnight Interlude“ und ist ein kuscheliges, minimalistisches Stück Schlafmusik auf der Akustikgitarre.

Zurück zu Binzer: Die Musik von D-A-D erinnert ja bisweilen an AC/DC, und so verhält es sich dann auch bei Trip mit „King Of The Subway (Part 1)“, nicht zwingend im Riffrocksound, in diese Richtung hart gehen die Elsässer nicht, aber etwas an der Art des Vortrags lässt die Nach-1980-Australier durchschimmern. Der Rauswerfer „Slave Of The Moment“ fasst nochmal alle Qualitäten der Band zusammen und rockt die Orgel.

An Position zehn gibt es den kurzen Einwurf „Kalte Suppe“, eine Art Hörspiel, auf Deutsch eingesprochen. Dieses Zwischenspiel spielt auf die 2023 erschienene Single „Hot Soup“ an, die dieses Album eigentlich mit dem nun vertrauten Orgel-Hardrock einläuten sollte, aber aus rechtlichen Gründen nicht auf „Circadia“ erscheinen darf. Bedauerlich, das Stück hätte sich bestens eingefügt.

2015 gründeten Sänger und Gitarrist Yann André und Schlagzeuger Tom Stocky die Band Trip als Duo, erweiterten es bald um einen Organisten und stehen heute mit dem neuen Orgelspieler John Eastwolf, der auch mal Gitarren übernimmt, sowie Bassist Manuel Gérard als Quartett auf der Matte. Backingvocals für mehrstimmigen Powergesang übernehmen sie fast alle. Das Debütalbum „Don’t Worry Mama“ erschien 2018, ein Jahr später „Electric Magic“ und zuletzt 2020 „What Happens When Nothing Happens“ aka „WHWNH“. Aktiv sind die vier in Sarrewerden, einem Dorf etwas südlich von Saarbrücken. Geilen Scheiß gibt’s eben nicht nur in den Großstädten!