Von Matthias Bosenick (23.09.2024)
Kaum ausgesprochen, schon umgesetzt: Mit Thy Apocalypse ist das vermutlich vorletzte offene Projekt von Adunakhor Z. aka Adz. aka Julien J. Neuville aus Frankreich auch bei Bitume angekommen. „Fragment troisième“ ist das titelgemäß dritte Album des Projektes, erschienen vor zehn Jahren, da steht also noch einiges aus. Als Thy Apocalypse kombiniert Neuville Black Metal mit Industrial, und man kann nur staunen, wie gut ihm dies gelingt. Eiskalter Sound eint beide Genres, in Kombination überschreiten sie ihre eigenen Grenzen. Dunkel-Disco mit Gebrüll, Most mit Stampf, Gebretter mit Wumms. Diese Version des Albums bezeichnet Neuville überdies als „V2.0“, da er es remixte und remasterte sowie mit einem neuen Cover versah.
Zunächst startet Neuville sein Album noch mit eher reinem Black Metal, in den er dezente Electro-Spielereien einfließen lässt. So sehr kaum wahrnehmbar, dass man als unbedarfter Hörer hochschreckt, sobald der Industrial-Anteil zunimmt – und man zunächst irritiert die Hände abwehrend vor die Ohren hebt und dann doch noch erstaunt feststellt, wie gut sich diese Kombi in Neuvilles Händen ausnimmt. So behält er es bei: Der Black Metal brettert, was das Zeug hält, und dazu gesellen sich wahlweise extreme Beats oder stakkatohafte schrille Synthie-Sounds.
Dieser Black Metal groovt, an nicht wenigen Stellen fährt Neuville das Doublebass-Gewitter zurück und lässt es zu, dass man zu Thy Apocalypse headbangen oder herumhüpfen mag. Man wundert sich gar, dass es Momente gibt, in denen man meint, dem guten Lemmy zuzuhören; andere erinnern an die Melange aus Gitarren und Electro, die in den Neunzigern Dank Die Krupps salonfähig wurde, oder an den brutalen Electro von Atari Teenage Riot. Neuville kann auch synthetische Atmosphären und puren heavy Rock’n’Roll. Sobald Neuville seine Stimme durch den Verzerrer jagt, während die Saiteninstrumente tieftönend die turboschnellen Beats bedröhnen, weiß man sowieso nicht mehr, wo einem der Kopf steht.
Bei „Fragment troisième“ handelt es sich um ein Konzeptalbum, sagt die Info, und zwar mit SciFi-Themen rund um Algorithmen und Chaos, inspiriert von Philip K. Dick. Wer das in dem Geschrei heraushören kann, Respekt, ansonsten transportiert die Musik diese Inhalte schon ganz passabel. Interessanterweise arbeitete Neuville an der Erstversion ungefähr ein Jahr lang und an dieser Neuauflage bis zu vier Jahre. Na, das Ergebnis lässt sich hören.
Nun gibt’s von Thy Apocalypse zwischen 2006 und 2018 noch zwei vorherige Alben – am Debüt war eine weitere Person mit „Der Herr der Ringe“-Alias beteiligt: Legolas – sowie eine Compilation mit allen EPs und Singles, da dürften Neuville und Bitume noch einiges nachzuliefern haben. Offen ist auch noch Neuvilles Projekt Abfall mit einem Album und einer Split-EP, den Rest gibt’s bei Bitume bereits, wie .eterniteduchaos., Reflecting The Light, Salaman Isku und Kaamosmasennus.