Von Matthias Bosenick (18.11.2025)
Wer jahrzehntelang schweigt und dann seine Sprache wiederfindet, kann wohl mit dem Aussenden nicht aufhören: Mit der „Kids Alone EP“ schreiben The Ultimate Dreamers, die ewig verschollene Post-Punk-New-Wave-Band aus Brüssel, ihre Geschichte fort, hier mit Neubearbeitungen aus eigener und fremder Hand. Damit verorten sie ihre naturgemäß retrogewandte Musik zeitgleich in der Gegenwart.
Für die dezenten Modernismen sind auf dieser EP nicht einmal ausschließlich die Gäste zuständig. Die „Remastered Long Version“ von „Spiritchaser“ etwa, keine Anspielung an Dead Can Dance, hat einen elektroiden Beat, der moderner ist als der Song selbst, der darüber liegt. Etwas „Goodbye Horses“ kann man mit der sphärischen Melodie im Hintergrund, der wavigen Gitarre und dem dunklen Gesang durchaus heraushören. Die „Unruly Version“ des Titelstücks indes ließe sich sofort in den Achtzigern verorten. Auch die „Long Version“ von „Deafness“ klingt nach dem Jahrzehnt, in dem die Band ursprünglich aktiv war, in diesem Falle leicht nach noch abgedunkelten The Cure.
Da gehen manche Remixer anders vor: Aux Animaux machen aus dem Titelstück einen Song zwischen Synthpop, latentem EBM und dem, was an flächigen Effekten aktuell populär ist. Noch mehr Zeitgeist hat der „Mnglxmplr Remix“ von „Spiritchaser“, der zwar den Synthbeat und einen Synth-Basslauf der frühen Achtziger imitiert, mit den Synthies ansonsten aber gleichzeitig aus der Gegenwart hinzufügt, mithin einen Hybriden entwirft. Exakt in gar keiner Zeit verorten lässt sich die „Kinex Kinex Folk Assembly“ des in Flämisch gesungenen „Wegvliegen“, das hier zu einer dunklen Akustikgitarren-Ballade mit Streicher wird, das sich grob in eine abgedunkelte Folk-Richtung einsortieren lässt.
Seine Hände an den Reglern hatte hier übrigens Len Lemeire, bekannt von Implant sowie dem Projekt 32Crash, das er mit Jean-Luc de Meyer von Front 242 betrieben hatte. Mit dieser EP verschaffen The Ultimate Dreamers ihrem jüngsten Album „Paradoxical Sleep“ einen anhaltenden Nachhall.
