Von Matthias Bosenick (23.10.2023)
Wo kommen wir eigentlich so hin, wenn man sich als Band nach einem Song seiner Lieblingsband benennt? Fragen wir nach bei Radiohead, The Sisters Of Mercy, Machine Head oder, ähm, Motörhead. Oder bei The Spacelords, die psychedelische Kiffer-Rockmusik machen, ganz wie es der an Monster Magnet angelehnte Name erwarten lässt. Doch vermeiden die Reutlinger gottlob einen kapitalen Fehler: Sie kopieren nicht den Sound ihrer Vorbilder, sondern reihen sich allerhöchstens grob in der gleichen Schubladengegend ein. Ihr sechstes Album „Nectar Of The Gods“ spielten The Spacelords abermals instrumental als Trio ein und verlegen sich darauf auf episches Gniedeln, von dem man allein schon bekifft wird: spacig, eskapistisch, der Fahrschein zum Abtauchen.
Der Fahrplan wird schon beim Anblick der Tracklängen offenbar: Vier Sogs in einer Dreiviertelstunde, und auf jedem davon lassen The Spacelords ihrer Intuition freien Lauf. Oder wem auch sonst, um so fein ausufernde psychedelische Tracks zu erarbeiten. Die Stücke des Trios basieren dabei auf nicht nur jeweils einer musikalischen Idee, da steckt jede Menge Leben in den vier Vierteln, mal ein Pink-Floydiger Basslauf, mal ein himmelsstürmendes, gelegentlich auf dem Wahwah gegniedeltes Melodiefragment, mal ein repetitiver Kreis aus Riffs, mal eine Orgel, die sich in die episch ausufernde Rockmusik integriert. Die einzelnen Bausteine wechseln sich innerhalb der Tracks ab und ergeben, schon allein getrieben vom temperamentvollen, wuchtigen Schlagzeug, ein sich zusehends steigerndes, trotz der genreimmanenten Wiederholungen abwechslungsreiches Stück Versunkenheit, zu der man wahlweise in die kühnsten Kissen versinken oder auch halsbrecherisch mit dem Kopf nicken mag.
Analogien zum Sound der Raumfürsten gibt es sicherlich reichlich, Musik zwischen Psychedelic-, Stoner-, Space-, Kraut- und Post-Rock ist ja nun nicht mehr neu, und man mag an manchen Ecken sogar konkret vertraute Passagen ausmachen, die man anderen Bands zuordnen mag, aber das sind lediglich Ahnungen inmitten eines Meeres aus kontemplativer Versunkenheit, die man einfach schluckt wie schwappendes Salzwasser beim entspannten Bade. Um tumbe Kopien zu sein, haben The Spacelords selbst einfach viel zu viel Inspiration.
Immerhin arbeitet das 2008 gegründete Trio in dieser Besetzung seit 2014 zusammen, mit „Nectar Of The Gods“ sechs Studioalben sowie diverse Livealben und Split-Veröffentlichungen sind in der Zeit zusammengekommen. Von Anfang an dabei sind Schlagzeuger Marcus „Matsch“ Schnitzler und Gitarrist Matthias „Hazi“ Wettstein, Bassist Eckhard Friedrich „Akee“ Kazmeier trat eben vor knapp zehn Jahren hinzu. Für Orgel und Fender Rhoses holte sich das Trio auf diesem Album Jens Eberhard dazu – und ließen den Krautrock-Meister Eroc das Mastering übernehmen. Interessant sind die früheren musikalischen Stationen, Kazmeier machte mit Noch 2 Töchter psychedelischen Garage Rock und kennt Schnitzler von der Rockband Wonderbrothers. Letzterer spielte bei vielen Bands mit, zwischen Punk, Psychedelik, Hardcore, Afrobeat und Rock. Zu Beginn hatten die Spacelords überdies noch einen Flötisten dabei, der würde sich auch in den gegenwärtigen Sound sicherlich gewinnbringend einbetten lassen.
Den braucht man aber nicht, The Spacelords überzeugen auch zu dritt, plus Orgler zum Abschluss. Überraschungen gibt es im Grunde bis auf eben die Orgel keine, dafür bleibt man zu sehr in seinem Pool, aber der ist ansprechend ausgestaltet. Ohne Seitenblick zu Monster Magnet. Raumfürst, Mutti, Mutti!