Von Matthias Bosenick (03.06.2025)
Eigentlich ist The Soundbyte das Soloprojekt von Trond Engum aus Trondheim, bekannt als Gitarrist der einstigen Doom-Metal-Band The 3rd And The Mortal. Seinen Seitenarm hob er vor über 20 Jahren aus der Taufe und kredenzt mit „Still Quiet“ ein mit stapelweise Gästen eingespieltes opulentes neues Werk zwischen Härte und Ambient, zwischen Kakophonie und Drama. Die Schublade Metal würde man dafür, anders als der Musiker selbst, eher nicht ziehen, experimentell wiederum kann man durchaus gelten lassen.
Gerade eine halbe Stunde lang ist dieses Album, unterteilt in sieben Abschnitte, die nahezu lückenlos aneinandergefügt sind. Der Einstieg gerät als elektronischer Downbeat, der das Kraftvolle schon andeutet, das „Floating At Distance“ noch mitbringen wird, sobald die wuchtigen Rockinstrumente einsetzen. Hier sing Andreas Elvenes von der Alternative-Rock-Band Pekka Volt, und zwar auf eine theatralische Weise. Seine angenehme Stimme passt gut zu den kräftigen Sounds. Alles davon verweht, sobald das Titellied einsetzt, denn dabei handelt es sich um ein anderthalbminütiges minimalistisches Intermezzo, das irgendwie entfernt nach verstärkter Harfe klingt, aber aus dem Sound zweier verfremdeter Gitarren besteht.
Aber dann geht’s wieder los, in „Fall Of Illusions“ zieht Elvenes das David-Bowie-Tremolo, das das Drama noch gruftiger macht. Das mehr als acht Minuten lange „Will You Follow“ ist ein Stück des Übergangs, mit der Orgel generiert es zunächst Schwermut, kippt in einen kakophonischen Noise und entwickelt sich zu einem Glamrock. „When All Is Gone“ erinnert musikalisch an die Nachbarn von Oak, indes wechselt der Gesang jetzt: Jazzsängerin Kirsti Huke übernimmt, auf eine träumerische, chillige Weise. Dazu passt, dass sich das Stück zwischenzeitig in einer Art Piano-Ambient entwickelt, bevor es wieder wuchtig loslegt und den Post Rock von Sigur Rós als Referenz mitbringt. „Can You See Me Now“ bleibt chillig, schwenkt abermals vermittels Orgeleinsatzes zum Drama und wird ebenfalls wuchtig. Die Idee von Myrkur in zart kommt auf. „Will You Find Away“ endet auf der Orgel.
Metal ist das hier nicht, den Rock indes kann man ausmachen. Engum erlaubt sich hier einiges, ihm sind Genregrenzen egal, und so bedient er sich eben bei allen möglichen Schauplätzen, entnimmt ihnen Vertrautes bis Spezielles und fügt es auf eine unvertraute Weise zusammen. Auf seine Kappe gehen nahezu sämtliche Kompositionen, zudem bediente er Gitarre und Keyboards. Außer den beiden Singenden holte er sich weitere Musiker ins Studio: Sigurd Ekle von I Will Tear This World Apart am Bass, die 3rd-Kumpanen Rune Hoemsnes am Schlagzeug und Geir Nilssen am Keyboard sowie den umtriebigen Carl Haakon Waadeland an den Percussions. „Still Quiet“ nimmt am Anfang des Sommers den Herbst vorweg.