The Smile – Cutouts – XL Recordings 2024

Von Matthias Bosenick (13.11.2024)

Moment, schon wieder ein neues Album von The Smile, es gab doch erst vor gefühlt einigen Wochen eines? Tatsächlich, in der Trio-Form sind die Radiohead-Leute Thom Yorke und Jonny Greenwood mit Bonus-Jazz-Schlagzeuger Tom Skinner offensichtlich produktiver als mit ihrer Hauptband. Unklar ist, ob sie auch besser sind – gefeiert auf jeden Fall, nur fragt man sich bisweilen, woran das liegt – am Bezug zu Radiohead, am Mangel an qualitativ wertigeren Alternativen, am Wunsch nach Sensation? Scheiße ist auch „Cutouts“ nicht, aber bombenmäßig geil geht ebenfalls anders. Kunstvoller Art-Pop-Rock, mal ambientsoft, mal afrobeatflott voran, aber die dahergebetete Sensation sind The Smile einfach nicht.

„Foreign Spies“ ist beatloser Synthiekitsch mit Yorke-Gesang, damit beginnt dieses Album. „Instant Psalm“ ist eine hippieeske Flötenballade mit Akustikgitarre und verhuschtem Schlagzeug, schlierigen Synthies und Streichern, etwas konturlos, aber ganz nett. Erst „Zero Sum“ wird so frickelig, wie man es erwartet, und es beginnt eine Sequenz der Afrobeat-Einflüsse, die sich bis auf das etwas milder rockende „Colours Fly“ erstreckt, das dafür mehr Jazzanleihen hat, und sich in „Eyes & Mouth“ auch in den hektischeren Gitarrenfiguren verfestigt.

Die zweite Hälfte beginnt mit der Tasteninstrumentballade „Don’t Get Me Started“, die in ein unterschwelliges Pluckern und Klackern übergeht. „Tiptoe“ beginnt pianoballadesk, eher wie ein Filmscore, mit den bald addierten Streichern des London Contemporary Orchestra. Hier ist Yorkes Gesang fast gar nicht zu erkennen, obwohl die oft viel zu hohe Tonlage an sich vertraut ist. Skinner kehrt für „The Slip“ erst wieder zurück an seinen Schemel und nimmt den Afrobeat erneut auf. Greenwood steuert erst spät und auch nur kurz, dafür zweimal ein loopartiges Lick ein. „No Words“ klickert weiter, dieses Mal übernimmt der groovende Bass den Part des dominantesten Instruments, auch noch unterhalb des schlagfertigen Melodieteils des Songs. Mit „Bodies Laughing“ läuft das Album balladesk und jazzig von der Akustikgitarre begleitet aus.

Die flotteren Tracks gehen gut ins Bein, davon hat das Album einige. Yorke jammert nicht mehr so wie noch auf „Wall Of Eyes“, das ist ein großer Pluspunkt. Die Songs sind nett, gut durchgestaltet und arrangiert, und wirken bisweilen vielmehr wie Zeugnisse der Fähigkeiten der Musizierenden, denen nämlich etwas die Kontur abgeht.

Laut Internet existieren einige dieser Stücke bereits seit den ersten Liveauftritten von The Smile vor drei, vier Jahren und wurden parallel zum Frühjahrsalbum aufgenommen, sollen aber nicht als Resterampe aufgefasst werden. In Sachen Eigenständigkeit ist „Cutouts“ definitiv gewichtiger als „Wall Of Eyes“, macht mehr Spaß, findet aber dennoch nicht den Weg in die Jahresbestenliste. Und: Mit „Confidenza“ gab es 2024 noch einen Soundtrack von Yorke, an dem auch Skinner beteiligt war. Kein Wunder, dass man als Sammler den Anschluss verliert!