Von Matthias Bosenick (11.11.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog
Diesen Film gesehen zu haben, war eine mindestens doppelte Herausforderung: Erstens behandelt er übersinnliche Themen, die dem gemeinen Mitteleuropäer fremd sind, und zweitens hing bei der Präsentation die Spur mit den englischen Untertiteln dem Film um eine halbe Minute nach. Die Geschichte ist – schön, aber konventionell gefilmt – diese: Ein Mann arbeitet als Auftragskiller für eine Wäschereibesitzerin und sieht sich bald von den Geistern seiner Opfer bedrängt. Ein Medium soll ihm helfen, sie loszuwerden, doch die Lösungen dafür sind nicht förderlich für andere Lebende. Man sieht sich mit einem recht abenteuerlichen Humor und einer ungewöhnlichen Geschichte konfrontiert.
Der Laundryman hat keinen Namen (höchstens den Codenamen „No. 1 Greenfield Lane“, was ungefähr die englische Übersetzung des Originaltitels ist), er nimmt zwecks Tötungsauftrag gern andere Identitäten an, und sei es die einer Prostituierten. Den Spaß am Job für seine aufreizende Chefin A-Gu vergällen ihm bald die Geister seiner Opfer, die in seiner Gegend herumlungern und ihn in einer Mischung aus Vorwurf und Herausforderung anstarren. Anders als westliche Geister sind diese nicht transparent, sondern wirken manifest und körperlich. Sie sind stumm, aber präsent. Sie sehen fern, geben Fingerzeige oder lümmeln sich mit ihm im Bett herum. Seine Chefin vermittelt ihm den Kontakt zu Lin, einem Medium. Diese junge Frau kann die Geister ebenfalls sehen und ermittelt, dass sie sich den Tod der Auftraggeber ihres Todes wünschen, um zu verschwinden. Blöde Situation für den Laundryman, der mit jeder dieser Erfüllungen neue Geister schaffen würde. Die Hilfe, die er bekommt, stellt sich indes als neue Bedrohung heraus: Nicht nur, dass die Polizei ermittelt, auch ziehen Kräfte die Fäden gegen ihn, die er eigentlich als Verbündete glaubte.
Trotz der versetzten Untertitel wird deutlich, dass der Film einen kuriosen Dialogwitz hat. Überhaupt versteckt sich der Humor nicht hinter Serienkiller- und Martial-Arts-Sequenzen. Ebenso wie bei den Geistern weicht auch beim Witz die wahrnehmbare Komponente vom bekannten westlichen Muster ab. Gleichzeitig kopieren südostasiatische Künstler gern westliche Stilmittel, so auch hier: Die Musik ist modern-westlich bis hin zum Postrock, die Bilder sind klassisch Hollywood und Europakino. Wenngleich insbesondere das Visuelle bisweilen vom Mainstream abweicht: Bildkomposition, Lichtführung und Blickrichtung sind oftmals sehr ästhetisch, etwa als der Laundryman durch einen semitransparenten Perlenvorhang gefilmt wird.
Lediglich in der Montage bleibt es gewöhnlich, da hätten spannendere Perspektivwechsel gutgetan. Und die Sequenz in der Wäscherei gegen Ende ist etwas zu bemüht, wohingegen der Schluss einen spanenden Schuss Rätselraten mit sich bringt: Wer spricht da nun wirklich zum Laundryman, welche Person steckt im vertrauten weiblichen Körper? Da nimmt man es auch hin, dass es einige Lücken in der Handlung gibt und man manche spanend begonnene Passage unvollendet vorfindet. Wer weiß, vielleicht ist das lediglich der taiwanesischen Erzählweise geschuldet und man ist nicht informiert genug, um alle Sprünge und Bilder zu entschlüsseln. Ein hübscher Film mit überraschenden Komponenten, der sich zu sehen lohnt.