Von Matthias Bosenick (16.06.2013)
Trip-Goth nannten The Eden House die Musik ihres Debüts „Smoke And Mirrors“ vor vier Jahren. Damals waren die musikalischen Einflüsse der Bands, aus denen sich die Musiker rekrutierten, auch noch deutlicher zu hören, allen voran Fields Of The Nephilim. Das ist beim Nachfolger reduzierter, selbst von Goth kann kaum noch die Rede sein. Was nicht schlimm ist, Gothic war ja in seiner Urform nie das, was die heutigen Protagonisten darunter veröffentlichen. Auch Post Rock oder Shoegaze passt nicht, Ambient Rock oder Dream Pop schon eher; es fehlen ein wenig die Widerhaken. Geblieben ist das erbauliche Konzept, ausschließlich Frauen singen zu lassen, dazugekommen sind Gastmusiker unter anderem von The Mission und Roxy Music.
So richtig in Fahrt kommen The Eden House dieses Mal nicht, „City Of Goodbyes“ und die Vorabsingle „Bad Men“, die als Vorabsingle noch „Bad Man (On Their Way To Do Bad Things)“ hieß und um eine Minute kürzer war, stechen ein bisschen hervor. Der Rest ist waberndes und schwerfälliges Ambient, weniger pompös und hymnisch als noch auf dem Debüt. Am anderen Ende der Skala liegt allerdings noch „First Light“, mit dem sich die Band offenbar im mainstreamigen R’n’B-Radio etablieren will. Man will’s nicht mögen; blöd nur, dass der Song catchy ist und positiv im Ohr bleibt.
Die Belegschaft lässt natürlich jeden alten Indie- und Gothic-Fan aufhorchen. Toni Pettitt von den Fields und Rubicon, Simon Rippin von The Nefilim und NFD und Stephen Carey von This Burning Effigy und Adoration sind dabei. Allerdings nicht mehr: Peter Yates sowie Paul und Nod Wright, was vielleicht den Soundwandel erklärt. Auch Julianne Regan von All About Eve fehlt dieses Mal, Monica Richards von Faith In The Muse ist nur auf „Bad Men“ zu hören. Unter den Gästen sind abgesehen von eher unbekannteren (und etwas weniger ausdrucksstarken) Sängereinnen zwei bekannte Gitarristen: Simon Hinkler von The Mission und Phil Manzanera von Roxy Music. Eine schöne Brücke, waren doch frühe Gothic-Rocker nach eigener Aussage stark von Glam Rock beeinflusst; hier kommen sie zusammen.
Bleibt dennoch: „Half Life“ ist stimmungsvoll und beeindruckend, aber deutlich weniger als das Debüt. Im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen dieser Tage ist es indes ein Großwerk. So ist das mit den Relationen. Rippin ist übrigens überproduktiv, von NFD stehen demnächst eine EP und ein Album an. Sehr schön.