Von Matthias Bosenick (17.10.2017)
Yogamusik für Leute, die bei Yogamusik aggressiv werden: Auf seinem zweiten Album verfeinert das Black YO)))GA Meditation Ensemble seine Herangehensweise an Soundscapes für Yogarituale. Hatte „Asanas Ritual, Vol. 1“ noch den Aufbau, der dem Titel folgte, erscheint „Earth Portals“ eher wie eine Experimentiergelegenheit für die Musiker. Entspannavantgarde quasi, mit Dröhnen, Lärm, dunklen Flächen, Hallchören, Geschepper, bedrohlicher Stimmung und erheblichem Gruselfaktor. Sowas kriegen Gruftbands nicht mehr hin. Funktioniert auch abseits der Yogamatte.
Die lassen sich Zeit, die vielen Musiker, die Stücke aufzubauen und wirken zu lassen. Den für Yoga klassischen Gong setzen sie zwar auch ein, aber ansonsten dürften sich herkömmliche Yogabetreiber von dem, was sie hier zu hören bekommen, abgeschreckt in der nächstbesten Ecke zusammenkauern. Das Klavier klimpert verstimmt, die Gitarre feedbackt, der Bass bedroht, die Geige kratzt, die Stimmen schwanken zwischen Heimsuchung und Panikattacke. So richtige Melodien sind rar, aber dann schön. Herrlich!
Dennoch folgen die Tracks Rhythmen, schließlich folgt auch Yoga einem Rhythmus. Doch erfordert das Album eine gewisse Aufgeschlossenheit, die man sich mit allerlei Werken aus Avantgarde, Doom, Gothic, Noise, Ambient und Free Jazz erarbeiten kann; Querverweise reichten in alle möglichen Richtungen. Eine Offenheit für „Earth Portals“ belohnt mit bisweilen sogar latent groovenden, stets schleppenden Dröhnstücken, die den Geist auf Wanderschaft durch dunkle Landschaften schicken. Zum Einschlafen ist dieses Album Hartgesottenen ausdrücklich empfohlen, aber es lohnt auch das genaue Hinhören. Wie das mit Yoga dazu aussieht, sollen Yogis berichten.
Die CD ist auf nur 100 Stück limitiert und handgebastelt, inklusive Patch und Sticker und der Aufteilung auf dem Cover in A- und B-Seite. Kleiner Witz in Downloadzeiten. Man liest, dass die Band am zweiten Teil von „Asanas Ritual“ arbeitet, den es wie den ersten auch mit einer Bonus-DVD geben soll, auf der man schwarz gewandete Kapuzenträger beim Yoga zu exakt der Musik beobachten kann. So seltsam das erscheinen mag, angesichts der Beschreibung, aber: „Earth Portals“ ist wunderschön geworden.