The Black Cat’s Eye – Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (06.11.2025)

Okay, der Titel des zweiten Albums von The Black Cat’s Eye zeigt eine Tendenz: schwer merkbare Bandwurmformulierungen. „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ folgt auf das Debüt „The Empty Space Between A Seamount And Shock Headed Julia“. So darf’s gern weitergehen, ebenso musikalisch: Wenn schon Post- oder Krautrock, dann so knackig angerauht wie hier, da setzen die Frankfurter einen festen Pflock in die abgegraste Landschaft. Freunde von Motorpsycho, zu denen die Band hier selbst gehört, dürften außerdem ihre Freude an dem Album haben.

Wenn das erste, auch noch zehnminütige Stück den Titel „Hell Bent For Sæther“ trägt, verweist das ja nun mal direkt auf Bent Sæther, den Gitarristen von Motorpsycho. Damit legen The Black Cat’s Eye gleich mal entsprechend los: Die verschachtelten Strukturen bekommen hier eine solche lebendige Dreckigkeit, dass man den üblichen Begriff Progrock gleich wieder in der Schublade verschwinden lässt. Munter bratzen sich die Frankfurter durch eine Vielzahl von Brüchen, die sie dennoch so überschaubar halten, dass man nicht den Faden verliert, und versehen den aufputschenden Track auch noch mit memorablen Melodien.

Um dann mit „The Walls Of Crystal Keep“ zunächst mit der Akustikgitarre an die „Space Oddity“ von David Bowie zu erinnern, im kurzen Verlauf aber doch noch das Prog-Etikett wieder hervorholen. Mit Gniedel und Synthies im Balladentempo. Aber das ist nur ein kurzer Ausreißer, das „Unicorn“ fängt dann die Bratzfreunde wieder ab. Die weiteren Tracks bieten beinahe radiotauglichen Uptempo-Spacerock, mal einen amtlichen Bass, Spacerock, krautige Repetitivität, zuletzt als Intro sogar Akustikgitarren-Prog mit Gesang für den Rauswerfer „The Magic Balloon“, der dann ganz überraschend übergeht in eine wohlige Pink-Floyd-Schönheit.

Es gelingt The Black Cat’s Eye, diese Vielseitigkeit nachvollziehbar unter einen Hut zu bringen, die Hörerschaft also nicht zu überfordern. Man kann sich gut vorstellen, wie die Band beinahe selbstversunken zwischen Ausbruch und Reflexion pendelnd die Instrumente anwendet. Laut Info soll das Album eine dunkle Atmosphäre haben, was beim Hören zunächst gar nicht so ins Bewusstsein dringt, womöglich, da man mit dunkler Atmosphäre noch weit schwerere Brocken verbindet, aber zumindest vermittelt die Musik eine Ernsthaftigkeit, die indes gute Laune macht, eben weil sie ihre vielseitigen Exkurse so ernst nimmt.

The Black Cat’s Eye sind: Gitarrist und Keyboarder Christian Blaser, Gitarrist Wolfgang Schönecker, Gitarrist Steffen Ahrens, Bassist, Keyboarder und Sänger Jens Cappel sowie Schlagzeuger Stefan Schulz-Anker. Die drei Gitarren nimmt man durchaus wahr, das ist ein weiterer Bonuspunkt: Der Sound muss damit nicht zwingend fett sein, sondern die Kompositionen filigran ausgearbeitet. Die fünf wissen sich zurückzuhalten, wenn es songdienlich ist, und sind dennoch in der Lage, miteinander fett loszurocken.