Von Matthias Bosenick (26.11.2025)
Das ist schon Innovationsverweigerung, was die drei jungen Leute von der Band The Birch aus Quedlinburg auf „Vicious Mind“ betreiben: Sie bedienen sich beim psychedelischen und sonstwie harten Blues-Rock der Sechziger und Siebziger, vermengen ihn zu einer eigenen Melange und vermeiden es, musikalisch oder kompositorisch auch nur den Hauch von irgendwas darin unterzubringen, was jünger als 50 Jahre ist. Geschweige denn so jung wie sie selbst. Das machen sie zwar gut, aber den progressiven Musikhörenden fehlt etwas Eigenständiges.
Etwas verzerrte Gitarre von Led Zeppelin oder George Thorogood, etwas unverzerrte von Lynyrk Skynyrd, der Boogie von ZZ Top, Status Quo oder AC/DC, die Orgel von Deep Purple, könnte auch von The Doors sein, wie die Schwermut, die inmitten einiger eher vorpreschender Nummern zur Halbzeit einsetzt, hier indes ergänzt um wattige Streicher. Man ist so sehr damit befasst, die Originalquellen herauszuhören, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommt, Analogien zu anderen Retro-Bands zu suchen – in die Reihe derer stellen sich The Birch nämlich, die sich komplett in der Vergangenheit bewegen.
Was sie machen, ist, dass sie die bestehenden Elemente auf eine eigene Weise arrangieren, also die Licks, Riffs und sonstigen musikalischen Spielereien des gehärteten Rock’n’Rolls und der substanzorientierten Psychedelik versiert zusammensetzen. Aber auch nur die, und da liegt eine Schwierigkeit für Leute, die solche Musik bereits im Regal haben und da eher mit den Schultern zucken, wenn sie ihrem jüngsten Aufguss begegnen. „Vicious Mind“ zelebriert den Stillstand, die Modernitätsleugnung, ja: eine Innovationsverweigerung. The Birch sind vortreffliche Kopisten mit einem eigenhändig justierten Quirl, behandeln aber alle Schubladen mit jüngeren musikalischen Entwicklungen als Giftschrank. Kommt oben drauf, dass die Stimme, die sich eigentlich ganz passend in die Mucke einfügt, nicht immer stabil ist.
The Birch aus der Unesco-Welterbe-Stadt Quedlinburg am Harzrand in Sachsen-Anhalt machen ihren Heavy Psych Blues lediglich zu dritt: Lucas Habenreich ist Sänger und Gitarrist, Santiago Garcia Echeverri Bassist und Volker Blath Schlagzeuger. Als Keyboard-Gast holten sie sich Pablo Manresa dazu, beziehungsweise: ließen ihn seine Parts in Spanien einspielen. Das eigentliche Studio befand sich nämlich in Miami Beach, Florida, USA, also ungefähr da, wo die Mucke noch am ehesten herkommt, die The Brich auch spielen. Ihr Debüt „Dazed Dreams“ veröffentlichten The Birch vor zwei Jahren, „Vicious Mind“ setzt nun zu einem größeren Sprung an.
