Sounds Of New Soma – Fluxus 2071 – Tonzonen Records 2023

Von Matthias Bosenick (28.12.2023)

Es dronet zwischen chillig und aufreibend, was das Duo Sounds Of New Soma auf seinem bereits zwölften Album „Fluxus 2071“ erstellt. Die Krefelder schicken die Hörenden auf eine auf weiten Strecken beatlose Reise, aus der die wenigen Tracks mit Beats wie Wegmarken herausstechen. Saxophon und zurückgelehnte Gitarre bauen Wärme in die ansonsten kalten Synthiesounds ein, in Ausnahmen erinnern Elemente an Düsseldorf und Berlin, Birmingham und Manchester, vorrangig bleiben die SONS, wie Alex Djelassi und Dirk Raupach ihr Projekt abkürzen, ganz bei sich selbst. Der Titel führt indes etwas in die Irre: Bei „Fluxus“ steht das Tun über dem Werk, und ohne das entginge einem ein schönes Stück Entspannmusik mit Kopfnickfaktor.

Zum Kopfnicken hat man indes lediglich viermal die Gelegenheit: „Bunte Motten“, eine Vorabsigle, fiept auf einem Hip-Hop-Beat, die neue Single mit dem Mel-Brooks-Gedächtnis-Titel „Lord Helmchens Keksmaschine“ wiederholt auf einer Achtziger-Beatbox einen synthetischen Krautrock, in „Doppeldotter“ schält sich ein dezenter Synthierhythmus aus einem warmen Gitarrenambient zu kalten Electrodrones und „Die Kunst des Nicht“ kombiniert plötzlich IDM und Hip Hop, also Autechre und Scorn, zu einer hintergründigen Hawaiigitarre. Der Rest des Albums ist im weiten Feld des Ambient angedockt.

Drones indes liegen quasi hinter sämtlichen Tracks, auch hinter den im weitesten Sinne tanzbaren. Das Duo kombiniert diesen teils aufreibenden Lärm, den es dezent genug anwendet, um nicht wirklich aufzureiben, mit warmen, schönen Sounds, mal elektronisch generiert, mal mit so analogen Instrumenten wie Saxophon und unverzerrter Gitarre. Der Opener „Aurora Borealis“ etwa fiepst einerseits abstrakt, beinhaltet andererseits eine Gitarre, wie man sie sich in Achtziger-Afrobeat-Popsongs vorstellen kann, und ein jazziges Saxophon. Ein Stück wie „VuhVuh“ trägt den krautrock ja fast im Titel, bietet aber eher einen dronigen Ambient, wie man ihn von der Berliner Schule kennt. Für das finale „Tannhaeuser Tor“ kehrt nach einiger Abwesenheit das Saxophon zurück und findet mit Sprachsamples erstmals überhaupt eine Stimme Einlass in das Album.

Das mit dem Fluxus mag eine Inspiration für das Duo gewesen sein, so richtig schlüssig tritt diese Kunstrichtung nicht in Erscheinung, zudem gab es eine solche Musik wie auf diesem Album in den Sechzigern auch noch gar nicht. Inhaltlich folgen SONS trotz ausbleibender Stimmen und somit Texte einem Konzept: Eine Reise durch die Dimensionen, auf der die Kritik am menschenverursachten Klimawandel eine Rolle spielt und die Aussicht auf eine bessere Zukunft am Ende als Frage steht.

Wer von Sounds Of New Soma noch nie gehört hat, wundert sich, dass „Fluxus 2071“ das laut Info bereits zwölfte Album des Duos ist – in nur zehn Jahren: Das Debüt „Beyond The Acid Dream“ erschien 2014. Und zwar auf Tonzonen Records, dem Label von Raupach, der hier die Synthies bedient. Das analoge Saiten-Equipment steuert Djelassi bei, für Saxophon und Schlagzeug gab es in den zurückliegenden zehn Jahren immer wieder Gäste. Nach „Fluxus 2071“ bietet sich an, sich den Rest des Duos ebenfalls zu Gemüte zu führen; Humor haben die beiden Musikanten ebenfalls, das dem Album „Live At The Green Mushroom Festival“ den Titel gebende Musikereignis existiert gar nicht. Physisch gibt es „Fluxus 2071“ überdies ausschließlich auf Vinyl.