Von Matthias Bosenick (18.03.2016)
Das Debütalbum von Soulsplash macht es mir extrem schwer, muss ich gestehen. Wüsste ich nicht um die Beteiligten, skippte ich (fast) jeden Song weiter. So aber gebe ich der CD eine Chance, und noch eine, und weiß der Geier, wie viele Chancen, und bleibe beim ersten Urteil: Ohne das Wissen um die Beteiligten skippte ich (fast) jeden Song weiter. Einer der Beteiligten ist nämlich Matze Grün, mein Mitstreiter beim „indigo“-Magazin in Wolfsburg vor einem Dutzend Jahren und außerdem früherer Bassist bei Headshot, den Thrashern aus Braunschweig. Daher suche ich nach den Perlen in diesem klassisch gespielten Nu Rock, der eigentlich überhaupt nicht mein Ding ist – und werde natürlich und gottseidank fündig.
Die acht Songs decken musikalisch grob die Bandbreite dessen ab, was in den Nullern so als alternative Rockmusik galt, garniert mit einem Countryhäubchen, einer klassischen Hardrockkirsche und etwas Balladensirup. Mit strahlenden Hymnen und Kuhglockenimitat und nicht all zu heavy angerissenen Gitarren und alles schön im Midtempo. Die Einflüsse sind offenbar (von Nickelback über Pearl Jam bis AC/DC), aber kein Bisschen Headshot. Das enttäuscht mich schon etwas.
Und dann das Aber: Die Stimme von Matzes Compagnon Raimund Mierswa ist tief und rauh, damit hebt sie sich charakterstark von denen der ausgenudelten Nu-Rock-Bands ab. Schon im Eröffnungssong spielen sie mit dezenter Elektronik. Der Sound der Mucke ist richtig fett und lässt kaum ahnen, dass der wirklich nur von zwei Leuten stammt. Das hat unter anderem die Kraft der zwei Gitarren, Gegniedel and no damage done. Man hört, dass die beiden Mucker Bock haben, und dieser Bock steckt an. Und immer wieder dringt die Stimme, gern auch mal im Duett mit der Matzes, angenehm und positiv in den Vordergrund und reißt mit.
Der vorletzte Song „Nothing At All“ ist der mit der eigenständigsten Note, mit einem treibenden Stakkatobeat, der Tempo suggeriert, es aber geschickt zurückhält und dann in einem beinahe an U2 erinnernden voluminösen „Nananah“-Refrain eruptiert. Zum Schluss covern die beiden „Personal Jesus“ und schreiben den Depeche-Mode-Song ihrem Idol Johnny Cash zu. Zumindest klingt die Soulsplash-Version nach der des Mannes in Schwarz, angereichert mit einem groovenden Piano und besserer Laune.
Okay. Kompositorisch also nicht so richtig durchgehend meins, musikalisch amtlich eingespielt, stimmlich ausgesprochen besonders. Für einen Einstieg akzeptabel, aber jetzt muss ein ordentliches Pfund Eigenständigkeit her. Es stand zu lesen, dass aus Soulsplash eine Band in Viererbesetzung werden soll; dann halte ich die Ohren offen und freue mich auf das, was da kommen mag.
Ja, „Nothing At All“ ist ein Hit. Dafür lohnt sich jeder neue Hördurchgang. Da stimmt alles. Mehr davon!