Von Matthias Bosenick (29.08.2022)
25 Jahre Soulfly, „Totem“ ist deren Album Nummer (kurz auf den Titel des obligatorischen Instrumentals gucken) XII. Die Band um Max Cavalera mostet mächtig munter, reißt ruppige Riffs runter, integriert die bei Sepultura ausprobierten Tribal-Drums und gönnt sich bis kurz vor Schluss keine Atempause. Maxe brüllt sich die im Bandnamen verankerte Seele aus dem Leib, wie man es sich wünscht. In Sachen Thrash, Death und Groove Metal ist „Totem“ nix essentiell Besonderes, aber das ausgesprochen solide und wirkmächtig. Wer schon elf Alben von Soulfly hat und seinerzeit den Wechsel vom NuMetal zurück zum brutalen Thrash begrüßte, hat keinen Nachteil davon, wen er auch zum zwölften Mal zugreift.
Dreckig ist der Sound von Soulfly einmal mehr, so dreckig wie der von Sepultura, bevor Max ausstieg, also zur besten „Chaos“- und „Roots“-Zeit, nur sogar besser produziert. Dazu legt die Band zumeist ein irrsinniges Tempo vor, galoppiert in den Weltuntergang davon, und sobald die angenommenen Folgenden außer Sichtweite sind, drosselt die Band kurzzeitig auf nicht weniger brutale doomige Rifftempi herunter, bis man sie wieder halbwegs vor Augen hat und die Band ihrer Mähre erneut die Sporen gibt. Keine Pilzsporen indes, Soulfly scheinen bei der Aufnahme nüchtern gewesen zu sein.
Dieser Heavy Metal hat ja nun auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, da nimmt es nicht Wunder, dass man auch bei Soulfly bisweilen Spuren der Klassiker wahrzunehmen scheint, und sei es nur im an die NWoBHM angelehnten Gegniedel etwa, im besten Falle von zwei Gitarren gleichzeitig. Auch Thrash und Death Metal gibt’s schon was länger, da sollte man keine allzugroßen Überraschungen erwarten, darf sich aber dennoch sicher sein, dass Soulfly hier eine brachial hohe Qualität an den Tag legen. Und sie können auch anders, seit jeher wie auch hier: „Soulfly XII“ ist das übliche instrumentale Stück, das chillig-wavig die Handwerkskunst der Thrasher belegt. Die „Ratamahatta“-Tribal-Drums sind auch wieder zu hören, was aber fehlt, ist die Party: Ein massentaugliches „Jumpdafuckup“ gibt’s bei Soulfly nicht mehr, Humppa is a serious thing.
Gäste gibt’s aber: John Tardy von Obituary gniedelt mit, Nemanja Kojić alias Hornsman Coyote aus Serbien stößt im letzten, ohnehin abwechslungsreichen und fast zehnminütigen Stück „Spirit Animal“ ins Horn. An diesem Song sind überdies die meisten Personen mit dem Nachnamen Cavalera beteiligt: Neben Papa Max an Mikro und Gitarre sowie dessen Sohn Zyon am Schlagzeug – Kenner kennen ihn bereits als pränatales Herzblubbern auf „Chaos“ – sind dies Leya und Richie, Erstere mit Babygebrabbel und Zweiterer als Ausleihe seiner Band Incite. Zur Stammbesetzung gehören hier außerdem Bassist Mike Leon und Gitarrist und Studiozauberer Arthur Rizk – Ersterer erst seit dem 2018er-Vorgänger „Ritual“ an Bord, Zweiterer im Grunde nur Studiogast. Niemand von heute war also vor 25 Jahren bereits bei Soulfly, selbst Zyon erst seit dem 2013er-Album „Savages“.
Erstaunlicherweise gibt es das „Totem“ nicht wie bei Souflfy üblich auch als Digipak mit Bonustracks, anders als auf vielen früheren Alben ist „Soulfly XII“ tatsächlich Teil der regulären Tracklist. War das Gebaren ohnehin fragwürdig, verwundert dessen Abwesenheit hier wiederum. Dafür verlegt man sich eben auf diverse Vinyl-Varianten, da geht man eben mit diesem Trend mit, um Begehrlichkeiten zu generieren. Wie auch immer, „Totem“ ist das erwartete Brett, Max kann, was er kann, und wendet es auch an, keine Wünsche offen, alles gut. Es donnert gewaltig!