Von Matthias Bosenick (05.03.2013)
Ein zweiter Teil, wie schön, dabei hat selbst vom ersten Teil kaum jemand etwas mitbekommen, was mal ernsthaft verwundert, bei dem Zusammenhang, in dem der entstand, und bei dem Promiaufkommen, das daran beteiligt war. „Rogues Gallery“ und sein Kind beinhalten Aberdutzende von Piratenliedern sowie Gesängen, die mittelbar mit Nautik zu tun haben, vorgetragen von der Crême de la Crême des gepflegten Rumpelrock. Auslöser war seinerzeit der erste „Fluch der Karibik“-Film, auch Johny Depp alias Jack Shit schüttelt im Rund der Versierten seine Jack-Sparrow-Mähne. Teil zwei nun ist zwar auch gut, guckt aber an mancher Stelle musikalisch zu weit über den Tellerrand hinaus.
Als erstes muss hier natürlich ein Namedropping sein, was ja auch der Kaufgrund für den ersten Teil war. Unter den Sängern sind dieses Mal: Shane MacGowan, Sean Lennon, Tom Waits, Iggy Pop, Patti Smith, Gavin Friday (Virgin Prunes), Michael Stipe, Courtney Love, Marc Almond, Marianne Faithful, Michael Gira (Swans), Tim Robbins, Susanna Hoffs (The Bangles), Anjelica Huston, und das ist nur eine Auswahl. Als Musiker sind dabei: Keith Richards, Regisseur und Produzent Gore Verbinski, Peter Buck (R.E.M.), Warren Ellis (Bad Seeds), Marc Ribot, JG Thurwell (vermutlich J.G. Thirlwell) und Bill Frisell. Amtlich!
Nun zu den Songs: Dabei handelt es sich um Piratenlieder im weitesten Sinne, bis auf wenige Ausnahmen (Frank Zappa) eigens eingespielt. „Pirate Jenny“ von Bert Brecht und Kurt Weill ist naheliegend, dazu kommen rare Eigenkompositionen und Covers, den Rest haben vermutlich echte Piraten seinerzeit schon volltrunken auf glitschigen Planken gegrölt, und genau so klingen die Songs meistens auch auf der CD, also sehr gut. Manchen Sängern reicht zur Untermalung das Schifferklavier, vielen steht eine Band zur Seite, die auch schon beim ersten Teil die Basis bildete und die sich der auch hier beteiligte Schauspieler Tim Robbins trotz der Namensähnlichkeit 2010 mitnichten für sein Album „Tim Robbins & The Rogues Gallery Band“ auslieh.
Die Songs nun schmecken nach Irish Pub. Erstaunlich eigentlich, dass man Piratenlieder offenbar häufig von nicht minder angeheiterten Klampfenhanseln in irischen Kneipen vorgesetzt bekommt und daher auch ohne Promilleannäherung fast textsicher mitgrölen kann. Doch mischt sich hier leider auch mal Techno und Hiphop unter die rauhbeinigen Seemannslieder; das macht das Ergebnis auf eine ungoutierbare Weise heterogen und stört im Verlauf. Blendet man die gottlob seltenen Ausfälle weg, hat man Spaß an der Doppel-CD. Und im Booklet steht irgendwas von „Volume 3 anyone?“ – da wird sich bestimmt wieder eine Schar Rauhbeine finden.