Von Matthias Bosenick (09.01.2025)
Riiiiiiiffs!!!! Groooooves!!!! Energieeeeeeee!!!!!!! Was die lediglich drei Musiker aus Genf hier abfeuern, braucht keinen Sänger – ihr Stoner-Post-Hardcore-Metal-Brett zündet auch sprachlos vom ersten bis zum letzten Ton. Six Months Of Sun heißt das Trio, „Creatures“ das erst dritte Album in über zehn Jahren, und es rockt wie Sau. Für Kiffer ist es eigentlich viel zu brutal, oder?
Die glasklare Produktion lässt es zu, dass man den Eindruck hat, jeden Ton perfekt wahrzunehmen, als stünde die Band direkt neben der Hörerschaft. Wäre dem so, flögen den Musizierenden die Haare der Hörenden, sofern vorhanden, ins Instrumentarium. Auch im Midtempo haben die Tracks von Six Months Of Sun eine Wucht, die nicht stillsitzen lässt. Dann riffen sie los, die drei, bringen Sägemelodien unter, starten Groovemotoren, und sobald man sich erstmal eingewöhnt hat, variieren sie das Rezept auch noch beständig.
Da fliegt das Tempo nur so davon und die Riffs werden fett heavy, und dann fühlt man sich von den Headbangern auf diesem Album zerrissen zwischen Kopfnicken und Pogo. Beides geht. Und beides wirkt umso effektiver, wenn die Musik auch mal sehr herunterfährt, wenn die Sounds atmosphärisch werden, wie im Post-Rock-Ambient, so gegen Ende des Albums etwa. Wenn es in „Wendigo“ kurz doomig wird, dann aber wieder losbricht, kommt das nochmal eins besser. Im Rauswerfer „Dahu“ fördert das Trio sogar einen komplett neuen Anstrich zutage: Mit elektronischen Mitteln in Drums und Melodien generiert es eine Art kratzigen Wavepop.
Im Jahr 2009 kamen die drei Genfer Musiker zusammen: Christophe Grasset, einst bei den Sludge-Doomern Rorcal, an der Gitarre, Cyril Chal, sonst bei Lilium Sova, mit Bass und Synthies sowie Schlagzeuger Daniel Stettler. Erst 2013 erschien das Debüt „And Water Flows“, fünf Jahre später der Nachfolger „Below The Eternal Sky“ und nun also das dritte Werk. Erstaunlicherweise gab’s nicht mal wie bei anderen in so langer Zeit irgendwelche EPs oder Split-Veröffentlichungen, es bleibt für Sammler also übersichtlich. Und lohnenswert!