Sebastiano Lillo – Cumbia acosadora – Trulletto Records 2024

Von Matthias Bosenick (30.12.2024)

Karibisch musiziert der Apulier Sebastiano Lillo, er nähert sich von EP zu Album zu EP mehr der Cumbia, einem kolumbianischen Musikstil mit Paartanz. Seine neueste Drei-Track-EP trägt diese Stoßrichtung bereits als Willkommensgruß im Titel: „Cumbia acosadora“ nahm er mit vier Gastmusikern live im Studio auf. Der Laie hört chilligen Reggae, der Kenner die Cumbia, jedenfalls orgelt sich die Band zurückgelehnt, aber mitreißend und ohne Gesang durchs nördliche Südamerika.

nteressanterweise klingt „Cumbia acosadora“, der der EP den Titel gebende Opener, weniger nach Strand und Sonne, als es die erste Idee von Reggae annehmen ließe, sondern nach Nacht und Straßencafé in einem Küstenörtchen, wo die Band für ein paar versprengte Einheimische aufspielt, die noch nicht schlafen gehen wollen, die für den ausgiebigen Exzess allerdings auch schon etwas zu lang auf den Beinen sind. Die Percussions klickern karibisch, die Gitarre twangt wie im Western, die Orgel orgelt orgiastisch. „La estación dorada“, „Die goldene Jahreszeit“, lehnt sich noch weiter zurück und lädt zum Rumba-Schwof mit ausgiebigem Orgelsolo ein. Mit „Sonido Amazónico“ hebt das Quintett die Fröhlichkeit wieder mehr hervor; das Stück ist eine Coverversion, im Original von Los Mirlos, einer seit über 50 Jahren aktiven Cumbia-Band aus Peru. Hier fährt Sebastian Lillo mit seinem Gefolge nochmal alle Energieregister hoch und hängt sich in den Track hinein.

Auf nahm Lillo diese EP live im Studio, was der Energie dieser drei Tracks sehr zupass kommt. Mit ihm vor Ort waren Bassist Dado Penta, Schlagzeuger Teo Carriero, Organist Aldo Dipaolo und Percussionist Alessio Santoro; Lillo selbst übernahm die Gitarre. Lillo wurde 1985 in Monopoli geboren, keine Witze bitte, und hat so viele EPs, Singles und Alben in seiner Discografie stehen, dass vermutlich nicht einmal er selbst alle aufzählen kann. Auszuchecken ist noch seine Version von Darft Punks „Get Lucky“ – mindestens!