Von Matthias Bosenick (27.12.2014)
Alle Skepsis beiseite: Das Cover-Album zum ursprünglichen Willy-Wonka-Film von 1971 ist deutlich mehr Primus, als es das Comeback-Album „Green Naugahyde“ vor drei Jahren war. Jenes war zu durchdesignt im Primus-Stil, ohne eine Fortentwicklung; auf dem vorliegenden Album gelingt dem Trio in Urbesetzung das Kunststück, Fremdkompositionen wie eigene Werke klingen zu lassen. Dieses Album will man öfter hören.
„Schräg“ ist die Vokabel, die einem beim Hören von Primus als erstes einfällt. Bandchef Les Claypool ist mindestens durchgeknallt und dabei höchst kreativ und experimentell mit Niveau. Er fabuliert sich die abstrusesten Geschichten zusammen, die die Band mit einem Mix aus Polka, der Crossover-Vorstufe zum späteren NuMetal, Kirmes, Alternative Rock und sonstigem musikalischen Freigeist untermalt. Claypools bundloser Bass dominiert den Sound angenehm, und ab und zu wechselt er ihn gegen den Standbass mit Bogen, was den Primus-Sound besonders von anderen abhebt. Mit den Jahren drang zuhörends mehr Kunst in den Quatsch, mehr Seriosität in das Experiment.
Die „Chocolate Factory“ setzt dies besser fort als deren Vorgänger. Die Songs klingen nicht einfach nach Kopien beliebter Primus-Modelle, sondern wie deren Weiterentwicklung. Vielleicht brauchte das Trio „Green Naugahyde“ als Anlauf hierfür. Vielleicht brauchten sie aber auch die Fremdkompositionen, um sich besser auf ihre Arrangements konzentrieren zu können. Sicherlich ertönen vertraute Strukturen, hinter dem finalen Track „Farewell Wonkites“ etwa könnte auch „The Fisherman Chronicles Part 4“ stehen. Doch gehen Primus hier viel weiter, und dennoch bleiben die Songs schneller und nachhaltiger im Ohr haften als auf „Green Naugahyde“, was aber auch am wiederkehrenden „Oompa“-Thema liegen kann.
Für dieses Album greifen Primus auf die als klassisch geltende Besetzung zurück. Neben dem einzigen Stammspieler Claypool sind dies Gitarrist Larry LaLonde und Schlagzeuger Tim Alexander. Da Claypool nun recht dominant ist, muss man das nicht zwangsweise heraushören können; jedoch war Alexander-Vorgänger Jay Lane für „Green Naugahyde“ zurückgekehrt, vielleicht bremste ja er die Experimentierfreude der Wiedergänger.
„Chocolate Factory“ macht Spaß, wird aber sicherlich anders als Songs wie „Too Many Puppies“ von „Frizzle Fry“ (1990) nicht in Clubs gespielt werden. Für treu gebliebene Primus-Fans ist es aber ein tolles Geschenk.