Von Matthias Bosenick (29.03.2014)
Das ist mal so richtig frech. Mit der „EP3“ und der Ankündigung eines Albums mit dem albernen Namen „Indie Cindy“ verlieren die Pixies sämtliche Reputation: Ursprünglich hieß es, die Pixies bringen nie wieder ein neues Album heraus, auch nach der Wiedervereinigung 2003 nicht, die ja an sich schon niemals hätte stattgefunden haben sollen. Dann platzierten sie diverse neue Einzel-Tracks auf Sampler und im Internet, die ganz okay bis sehr gut waren. Dann gab es „EP1“ als 10“ mit vier neuen Stücken, da dachte man schon: Das, Kollehng Kollehng, geht ja gar nicht. Abgesehen davon, dass die Songs gerade mal mittelmäßig waren, widersprachen sich die Pixies sowas von selbst, und das auch noch in einer Besetzung, die nicht mehr original war, schließlich ist Kim Deal nicht mehr dabei. Im Zuge von „EP1“ kündigten sie an, vier solcher EPs zu veröffentlichen, aber kein Album, weil das unwirtschaftlich sei. Jetzt also kommt das Album, das alle drei bisherigen EPs bündelt. Hätte man das gewusst, hätte man sich das viele Geld für die drei 10“es gespart, denn die CD allein kostet weniger als nur eine der Vinyl-Scheiben, bietet aber auch nicht mehr als deren zwölf Songs. Darin steckt die nächste Frechheit: Die Band bekommt nicht nur keine vier EPs zusammen, sondern im Grunde nicht mal drei: Den Opener „Bagboy“ verschenkten die Pixies seinerzeit im Zuge der ersten EP als Gratisdownload. Das bedeutet: Wer sich „EP3“ als Download kauft, bezahlt damit als einen von vier Songs ein Stück, das er bereits als Geschenk auf der Festplatte hat. Einen Vorteil davon haben nur die 3000 Fans, die die rasch ausverkaufte Vinyl-Version ergattern konnten. Frech!
Immerhin, die miesen Kritiken nach „EP1“ muss sich die Band zu Herzen genommen haben, denn „EP2“ erschien deutlich später als zunächst angekündigt und hatte die ebenso deutlich besseren Songs. „EP3“ liegt qualitativ irgendwo dazwischen. „Bagboy“, das frühere Gratis-Stück, war seinerzeit schon besser als jeder Song der „EP1“ und erweitert auch den historischen Pixies-Kosmos angenehm. Es hat elektronische Elemente und im Rock-Teil eine Struktur, die nicht direkt an exakte Beispiele aus dem bisherigen Oeuvre erinnert. In dem Song ersetzt Jeremy Dubs die seinerzeit frischgeschiedene Kim Deal. Später übernahm zunächst Kim Shattuck den Bass, heute ist es überraschenderweise Paz Lenchantin, die schon für Maynard James Keenan bei A Perfect Circle und für Billy Corgan bei Zwan spielte. Sie mag wohl Egomanenbandchefs. Auf „EP3“ ist sie allerdings noch nicht zu hören, das wird wohl nur live der Fall sein.
Die anderen drei Tracks sind nun klassisch Pixies, nur – wie schon auf „EP1“ – viel langsamer, poppiger, simpler strukturiert, weniger noisy, überraschend nur darin, so vergleichsweise überraschungsarm zu sein. Immerhin, die drei Restpixies Frank Black, Joey Santiago und David Lovering beherrschen ihre Instrumente, um mal diese vernichtende Aussage anzubringen, und bekommen den Wohlklang ganz gut hin. Die Musik ist schön, tut nicht weh, unterscheidet sich nicht von der jener Indierock-Epigonen der Post-Pixies-Zeit, die von sich sagen, sie machen Alternative, und ist damit im Grunde überflüssig. Die 18 Euro plus Porto pro 10“ ist sie nicht wert, ganz sicher nicht. Der letzte Track, „Jamie Bravo“, ist immerhin flotter, ruppiger, rotziger als die anderen beiden. Nett.
Das Album ist nach einem Track der „EP1“ benannt, „Indie Cindy“, und offeriert die zwölf Songs in anderer Reihenfolge. Das unterstreicht die Beliebigkeit der drei EPs umso mehr. Ein kleines Argument mag es für die CD-Version geben: In ihrer limitierten Variante liegt ihr eine Live-CD bei. Mit etwas Glück ist sie in irgendeiner Form bereichernd. Ansonsten bestätigen die Pixies, was die meisten reformierten Indie-Helden bestätigen: Es gibt keinen Grund, eine neue Platte zu produzieren. Anders ist es bei Indie-Helden, die kontinuierlich arbeiten: In der Regel bleibt deren Niveau hoch, wenn auch die Hitdichte mangels Aufmerksamkeit der Trendsuchenden nachlässt. Die Pixies jedenfalls tun mit den EPs und der CD weder ihrem Ruf noch ihren Fans einen Gefallen.