Von Matthias Bosenick (19.09.2013)
Da sind sie also wieder, die Pixies, die Erfinder von Indierock und Grunge, die Psychoberserker, mit krassen Sounds und Inhalten und einer radikalen Verweigerungshaltung – die vor 20 Jahren zur per Fax von Bandchef Black Francis vorgenommenen Trennung führte. Eine Reunion dieser wegweisenden und besonderen, mit mystischer Aura und musikalischer Qualität gesegneten Band vor einigen Jahren erschien schon zweifelhaft und widersprüchlich. Mit einem zugedrückten Auge nahm man es hin, dass sich die vier Zerstrittenen auf Live-Konzerte und zwei, drei verstreute neue Studiosongs beschränkten. Jetzt stehen fünf 10“-EPs mit jeweils vier Songs ins Haus, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten; eine Frage lautet etwa: Sind die Pixies noch die Pixies, wenn auch nur ein Bandmitglied ausgetauscht ist?
Kim Deal verließ jüngst die Pixies, ihren Platz nimmt jemand namens Kim Shattuck ein. Geht das? Pixies wiedervereinigen, auf Studioaufnahmen verzichten, dann einknicken und in veränderter Besetzung neue Songs aufnehmen? Das wäre wie Queen mit einem anderen Sänger. Sollten sie es also lassen?
Nun liegt die erste EP vor. Vier Songs. Die allesamt an das typische Pixies-Songwriting erinnern, ja, die auch ein bisschen den Pixies-Sound haben, ja, aber denen man doch anhört, dass das Alter das Tempo herausnimmt und dass die Pixies vor 20 Jahren auf ihren vier Studioalben musikalisch eigentlich längst alles gesagt haben. Ja, sie können Hymnen, sie können Krach, sie können Halbtöne, sie können die Laut-Leise-Dynamik, alles gut. Frank Black kann nach wie vor Quatsch singen, etwa, dass er der „Bürgermeister of purgatory“ sei.Typischer Quatsch ist auch das Cover mit dem abstrakten erigierten Penis, wenngleich die Band den ansonsten eher in den Texten unterbrachte.
Von der längst vergriffenen 10“-EP gibt es nur 5000 Stück. Inzwischen hat sich ihr Preis verdreifacht. Wer die erste EP hört, wird höchstens aus Loyalität auch die anderen vier haben wollen – so richtig etwas Relevantes fügen die neuen Stücke dem Oeuvre nicht zu. Die bisherigen neuen Songs, die Download-Single „Bam Thwok“, das Warren-Zevon-Cover „Ain’t That Pretty At All“ auf einem Tribute-Album und das parallel zur EP als Download angebotene „Bagboy“ mit seinen für die Pixies neuen Elektrospielereien, hätten völlig ausgereicht. EP2 ist für den 26. November angekündigt.
Ist man jetzt aber enttäuscht, findet man die Musik schlecht? Beides nicht. Man ist eher gleichgültig. Wieder eine Band, die sich nicht für neue Aufnahmen hätte reformieren müssen. Es ist nicht die erste, es wird nicht die letzte sein. The Smiths, Talk Talk, bitte übernehmen. Nicht.