Von Guido Hörster (12.11.2014)
Da ist sie nun doch noch – die definitiv letzte PF-Platte. Dies galt doch bislang für die 1994 erschienene „The Division Bell“, welche mit dem abschließenden „High Hopes“ auch einen stimmungsvollen Schlußpunkt gesetzt hatte. Über die Entstehung dieses „neuen“ Oeuvres haben sich andere schon genug ausgelassen, ich möchte lieber den (sicherlich subjektiven) Versuch starten, zu beschreiben, was der geneigte Hörer von diesem Album erwarten darf (und was evtl. nicht).
Zunächst einmal klingt dieses Album unverkennbar nach Pink Floyd, aber der Fan möchte das ja eigentlich auch im Wesentlichen so.
Es sind die wohlbekannten Sounds und zu erwartende Melodien und Harmonien ohne irgendwelche Überraschungen vorhanden. Den Produzenten Gilmour und Jackson sowie Phil „Roxy Music“ Manzanera und Martin „Youth“ Glover (ja, der von Killing Joke) ist es eindrucksvoll gelungen, aus den vorhandenen Jamsessions und Kompositionsskizzen ein in sich stimmiges Gesamtwerk zu schaffen, bei dem man sich nach knapp 53 Minuten Laufzeit wundert, wie schnell diese vorbei sind.
Aufgeteilt in vier große Teile von je ca. 12-14 Minuten Länge, die jeweils auf Vinyl eine Plattenseite füllen, bekommt man hier eine Art Stil-Retrospektive des Floydschen Schaffens serviert, die alle Facetten vom 1968 erschienenen „A Saucerful Of Secrets“ bis zum 1994er „The Division Bell“ abdeckt, ausgenommen vielleicht die 1983er „The Final Cut“, aber das war eh ein Roger-Waters-Solo-Album, welches von Pink Floyd (ohne Rick Wright) eingespielt worden war.
Beim Lesen der Trackliste war ich zunächst sehr skeptisch, denn es befinden sich insgesamt 18 Einzeltitel (teilweise unter 2 Minuten Länge) in den 53 Minuten, aber keine Angst – das geht alles so fließend ineinander über, daß man das nicht merkt. Nichts wirkt aneinandergeklebt oder -geklatscht, und das darf man wohl den Produzenten zugute halten.
Manches klingt für sich betrachtet wie ein Intro zu oder ein Instrumentalsolo aus einem eigenständigen eben unfertigen Song, bei dem man eigentlich irgendwann auch so etwas wie einen Songtext erwarten würde – anderes steht als Instrumentalstück für sich da. 11 der 18 Tracks sind vom 2008 verstorbenen Keyboarder Rick Wright mindestens co-komponiert worden, und das hört man der Musik auch an. Er war sicherlich kein Virtuose vom Schlage eines Keith Emerson oder Rick Wakeman, aber sein Spiel war doch immer unverkennbar.
Ganz auf Vocals muß man auch nicht verzichten, denn abgesehen vom textbehafteten abschließeneden „Louder Than Words“ gibt es zwischendurch auch die Floyd-typischen „Uhhh“s und „Ahhh“s.
Fazit:
Es gibt für jede Floyd-Platte die passende Gemüts- bzw. Stimmungslage, um eben genau die gewählte und keine andere aufzulegen. „The Endless River“ ist eine sinnvolle Ergänzung dazu.
Wer bei Rockmusik auch mal auf getexteten Gesang verzichten und z.B. auch mal der „Nouveau Calls“ von Wishbone Ash oder den rockigeren Tangerine Dream der Jetztzeit etwas abgewinnen kann, wobei letztere im Vergleich kompositorisch häufig etwas blutarm wirken, der kann hier beherzt zugreifen.
P.S.: Mit dem Bonusmaterial der „Deluxe Edition“ habe ich mich bislang noch nicht befasst.