Pet Shop Boys – Elysium – Parlophone/EMI 2012

Von Matthias Bosenick (18.09.2012)

Die Pet Shop Boys können Balladen, gar keine Frage. Mit vernünftigen stillen Songs lockerten sie immer wieder ihre Alben auf, oftmals taugten sie sogar zum Singlehit, etwa „You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk“. Ansonsten schätzte man die Pet Shop Boys für ihre intelligente Tanzmusik und ihre einfallsreichen Soundkreationen. Wenn nun aber ein ganzes Album nur noch aus sachten Balladen besteht, in deren Abfolge sich ein, zwei Uptemponummern schmuggeln, wird es zweifelhaft. Wie auf ihrem neuen, erst elften Album „Elysium“.

Immerhin: „Elysium“ ist nicht schlecht, nicht so sehr, wie es die Pet Shop Boys in der ersten Hälfte der 90er waren, im Anschluss an ihre 80er-Höheflüge, als alle anderen 80er-Bands am neuen Sound scheiterten und sich auch die Pet Shop Boys mit glattem Haudrauf-Mainstream an die Charts anhefteten, zu ihrem Glück mit Erfolg. Schlecht also ist „Elysium“ nicht, aber – langweilig. Das ist vermutlich noch schlimmer, als sich schlichtweg glattgebügelte Pet Shop Boys vorstellen zu müssen. Nach den mittleren 90ern gelang es jeder Vorabsingle, Appetit auf das folgende Album zu machen: Vor „Nightlife“ verzückte „I Don’t Know What You Want But I Can’t Give It Anymore“, „Release“ kündigten sie mit dem Midtempohit „Home And Dry“ an, vor „Fundamental“ stand der Kracher „I’m With Stupid“ und „Love etc.“ war ein guter Vorgeschmack auf „Yes“. Vor „Elysium“ veröffentlichten die Pet Shop Boys den Song „Winner“ – und der steht tatsächlich charakteristisch für das Album: ohne Wiedererkennungswert und vergleichsweise öde.

Man darf die Pet Shop Boys von heute natürlich nicht mit denen der 80er vergleichen. Spannt man aber einen Bogen von heute zu den mittleren 90ern, der Zeit also nach dem Tief, stellt „Fundamental“ den kreativen Höhepunkt des Duos dar. Die Sounds waren teilweise aggressiv, die Themen mindestens bissig und die Remixe auf der Bonus-CD dem Hauptwerk ebenbürtig und auch in der Szene relevant. „Yes“ war schon etwas schwächer, weil gefälliger, auch der folgende Theater-Soundtrack „The Most Incredible Thing“ war nicht sonderlich spannendund, und diesen Weg setzt „Elysium“ leider fort: Gefälliger Synthiepop mit hohen Kleisteranteil. Immerhin, die Texte sind nach wie vor bissig, und vielleicht ist es ja gerade der Vorteil, dass keine Tanzmusik von ihnen ablenkt. Einzig „A Face Like That“ und „Ego Music“ stechen ein wenig heraus und erinnern musikalisch auch an die frühen Tage der Pet Shop Boys.

Die Pet Shop Boys veröffentlichten zuletzt alle Alben als limitierte Doppel-CD mit Remixen, B-Seiten und ähnlich Sammelbarem. Auch „Elysium“ liegt wahlweise eine solche Bonus-CD bei – mit der Instrumentalversion des Albums. Man bekommt also eine langweilige CD beschnitten um das, was sie gerade noch interessant macht, nämlich die Texte. Das dürfte eines der wenigen Male sein, dass sich die limitierte Version eines Pet-Shop-Boys-Albums tatsächlich gar nicht lohnt.

Nun ja. Was hilft: Wachsen lassen. Vielleicht wird’s ja was. Und mal gucken, was danach so kommt. Sollten sich die Pet Shop Boys in dem Sound einnisten, wäre das sehr schade. Schließlich sind sie die einzige „Band“ der 80er, die es ohne Unterbrechung auch heute noch gibt, nicht nur das: Die auch noch relevant ist. Einigermaßen jedenfalls.

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