Von Matthias Bosenick (09.06.2016)
Zynisch und spöttisch, gutes Drehbuch, gute Dialoge, aber Laiendarsteller: „Outside The Box“ ist trotzdem ein guter Film, der die Managemenschen und das Wirtschaftssystem in allen Fassetten bloßstellt. Ein herrlicher Spaß, der durchaus auch besser sein könnte, aber in seiner Form schon sehr zufriedenstellt. Leider kein „Bang Boom Bang“, aber gottlob auch kein Schweiger-Schweighöfer.
Das Drehbuch hat es in sich und lässt viele Ebenen gleichzeitig ablaufen. Im Mittelpunkt stehen vier Jungmanager, die sich in einer Art Bootcamp in Südtirol zum Teambuilding zusammenraufen sollen. Das Ganze wird von Leuten der Arbeitgeberseite gefilmt und einer Horde Pressemenschen live vorgeführt. Der beabsichtigte Effekt ist, dass die gastgebende Consultingfirma damit ein neues Motivationskonzept für Führungskräfte bewirbt. Doch alles läuft aus dem Ruder, als die beiden angeheuerten italienischen Schauspieler aus der gebuchten Geiselnahme eine echte machen wollen.
Da passiert vieles gleichzeitig: Der ebenfalls gebuchte Drill-Instructor bekommt einen Schuss aus dem Gewehr ab, die feuernde Kidnapperin verfällt in eine Art Schulddepression, ihr Macker will die Chose dennoch durchziehen. Die vier Schlipsdeppen im Kampfanzug halten den gesamten Auftritt des Gaunerduos für Teil des Spiels und agieren unbekümmert. In der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit ringen die Verantwortlichen um Schadensbegrenzung, während die Presseleute die Kaffeemaschine kaputttrinken. Beim Seniorchef geklaute Millionen sollen die Lösegeldforderung heimlich begleichen, während die ausgesetzten Monetenstümper glauben, die gestellte Aufgabe damit zu bestehen, dass sie die vermeintlich nur angeheuerten Geiselnehmer überwältigen. Irgendwann fließen Blut und Sperma, Tiere sterben, Leute werden gechasst und befördert und in den Dialogen viele kapitalistische Untiefen aufs Korn genommen. In fast jeder Wortmeldung steckt eine Bloßstellung, ein Heidenspaß.
Der wäre indes noch größer, wenn sich die Filmemacher richtige Schauspieler hätten leisten können. Diese sagen ihre Texte brav auf; sie haben sie gelernt, nicht gelebt. Den richtigen Managerquark können nur Manager von sich geben, selbst Comedians gelingt das nicht. Selbstanalyse oder ganzheitliches Reflektieren sind hinderlich, wenn man wie ein Manager sprechen will; so klingen die Denglischfloskeln nur aufgesetzt. Sie sind zutreffend, gar keine Frage, und absolut notwendig für die satirische Herangehensweise des Films, aber leider nicht überzeugend. Blendet man das aus, hat man trotzdem ein diebisches Vergnügen an „Outside The Box“. Mit einem schlüssigen Ende, das weder die Tränendrüsen noch die Weltverbesserer befriedigt. Guter kleiner Film!