Von Matthias Bosenick (07.10.2014)
Opeth machen jetzt Pop. Guten Pop, das ist die gute Nachricht, aber keine Opethmusik mehr, das ist die schlechte. „Pale Communion“ ist hübscher und latent langweiliger Prog-Rock-Pop mit feinen Einfällen, wie er in den 70ern die Hippies verzauberte. Wer so etwas hören will, hat es bereits im Plattenschrank, und wer Opeth hören will, wird von diesem Album eher enttäuscht. Wie schon vom Vorgänger.
Es ist ja schön, wenn Bands sich weiterentwickeln. Bei Opeth gab es diese Entwicklung von Anfang (1990) an. Die Schweden entstammen dem Black- und Death-Metal, den sie schon früh deutlich progressiver spielten als die Genreerfinder. Die Stücke wurden klarer, erhielten mehr Struktur, mehr Harmonien, mehr Hooks, und blieben dennoch stark am Death-Metal angelehnt, inklusive der Growls, die Sänger Mikael Åkerfeldt seinem einnehmenden Klargesang beiseitestellte.
Die erste musikalische Überraschung war das vor elf Jahren parallel zum Schwesteralbum „Deliverance“ erschienene „Damnation“, das mit unverstärkten Gitarren und frei von Growls die ruhige Seite Opeths hervorkehrte. Das stand der Band ausgezeichnet, behielt es doch den Stil und die Stimmung der Band bei. Doch beim drittnächsten und bislang vorletzten Album „Heritage“ kehrte sich die Band von ihrem Stil fast vollständig ab. Die Progressivität blieb bei, aber der Death-Metal verschwand. Auf „Pale Communion“ nun setzen sie diesen Weg fort. Damit ist klar, dass Opeth der Welt als progressive Death-Metaller verloren gehen.
Natürlich ist „Pale Communion“ ein gutes Album, für sich gesehen. Natürlich hat es auch harte Passagen, natürlich singt Åkerfeldt betörend, natürlich haben sie tolle Melodien. Oder besser: nur noch Melodien. Die hypnotischen Metal-Passagen fehlen nun fast vollständig, die progressiven Passagen sind vielmehr beurkundete Fingerfertigkeiten. Mit einem an eine Hammond erinnernden Keyboard zaubern Opeth nun Popsongs, die fast ins Radio passen könnten. Es ist schöner Pop, definitiv. Um authentisch an den 70ern zu kleben, verklebte Åkerfeldt als Produzent leider jedoch wie schon auf „Heritage“ den Sound.
2008 erschien mit „Watershed“ das letzte echte Opeth-Album – man muss es wohl akzeptieren, dass man als Fan die Alben nur bis zu jenem hören sollte, wenn man Opeth haben will. „Pale Communion“ gibt es limitiert mit einer Bonus-BluRay.