Von Matthias Bosenick (06.09.2018)
Man hat als Künstler alle Möglichkeiten der Welt offen, besonders, wenn man schon jahrzehntelang aktiv ist. Da schließen sich also diverse altgediente Mucker aus der Gruftiszene 2015 zur Band October Burns Black zusammen und spielen nun eine EP ein – die dem Genre Gothic Rock aber auch gar nichts hinzufügt. Sie können das sehr gut, was sie machen, okay, aber das hat man so oder so ähnlich bereits im Regal stehen, zigfach. Eine Enttäuschung auf hohem Niveau.
In den vier Songs steckt alles, was man aus dem Genre kennt: dunkelgestimmte Gitarren, angenehme dunkle Singstimme, flottes Tempo, jubilierende U2-Akkorde (hier: The-Mission-Akkorde) – und sonst nichts. Man kann natürlich auch sagen, dass es an der EP nichts auszusetzen gibt, weil einfach alles stimmt, jeder Ton erfüllt die Ansprüche an klassischen Gothic Rock. So machten das die Helden der Szene, die es zum Zeitpunkt ihrer höchsten Kreativität in dem Sinne noch gar nicht gab, und so machen es auch October Burns Black. Kann man gut hören, tut nicht weh, man hängt sich nicht gleich auf, man merkt sich aber auch kaum einen der Songs für länger. Nicht Mystisches, nicht Experimentelles, nichts Unvorhersehbares – eine vertane Chance.
Die Band kokettiert hinter vorgehaltener Hand mit dem Wort „Supergroup“, weil ihre Mitglieder aus anderen Szenegrößen stammen. Wenn man sich auskennt. Simon Rippin, der hier als Gast sämtliche Schlagzeugspuren einspielte und nicht zur offiziellen Bandbesetzung gehört, dürfte der bekannteste Vertreter sein: Die Liste seiner Betätigungsfelder ist so lang wie der Bart, den die Musik hat – von den Fields Of The Nephilim und The Nefilim über Sensorium, NFD, Adoration, The Eden House über Thanateros, Red Sun Revival und Grooving In Green bis eben October Burns Black.
An zweiter Stelle dürfte Sänger Ger Egan stehen, der in den Neunzigern mit This Burning Effigy in zweiter bis dritter Reihe die Aufmerksamkeit der Dunkelrockfans auf sich zog und dann offenbar pausierte. Die anderen drei sind: James Tramel von den Neunziger-US-Gothicrockern The Wake, Jungspund Lars Kappeler von The House Of Usher sowie diversen weiteren unbekannten deutschen Waverockbands und Tommy Olsson, der seine Karriere in den Neunzigern bei Theatre Of Tragedy startete und danach bei Elusive sowie einigen anderen ähnlichen schwülstigen Gruftgruppen weitermachte.
Immerhin, die Band kümmert sich rührig um ihre Kunden. Wer direkt bei October Burns Black kauft, bekommt noch einen Button, zwei Aufkleber und eine kleine persönliche Nachricht dazu. So etwas lassen wieder andere sich teuer extra bezahlen. Und schlecht, das ist die Musik auf „Fault Line“ nicht, nur eben nicht besonders einfallsreich.