Von Matthias Bosenick (28.02.2013)
Alles neu: Grinderman zu den Akten gelegt, Gründungsmitglied Mick Harvey verabschiedet (das letzte außer Nick Cave selbst), Soundtrack-Mitkomponist Warren Ellis an die Seite gesetzt, das Gerumpel entrümpelt. Heraus kommt „Push The Sky Away“, ein Album, das so entspannt ist, dass man – ohne es böse zu meinen – prima dazu schlafen kann. Das Gute daran: Wer konzentriert zuhört, hat auch etwas davon.
Noch „Dig!!! Lazarus, Dig!!!“, das bis dahin letzte Bad-Seeds-Album aus dem Jahr 2008, lebte vom rauhen Krach, wie auch die folgenden beiden Grinderman-Alben (wenngleich die entgegen ihres Rufes sehr wohl auch ihre entspannten Passagen hatten). Verglichen damit, ist das neue Album eine kleine Überraschung, so fast ambientartig, wie es ist, aber man sollte den Nick Cave eben nicht nur mit seinen Haupt-Projekten verfolgen, denn mit Warren Ellis generierte er zuletzt einige Soundtracks, die den neuen Bad-Seeds-Sound wenn nicht vorwegnahmen, dann doch beeinflussten.
Ellis ist der Meister der Loops, er zaubert allerlei schräge Töne aus einem kleinen elektrischen Kasten hervor, und die nimmt Meister Cave als Basis für die Songs. Deshalb klingt das Album zwar ruhig, aber anders als etwa „The Boatman’s Call“ flächiger, voller, satter, weniger karg und deprimiert, daher kräftiger, aber auch weniger emotional. Die Düsternis kann Cave indes nicht ablegen, weder in den zynisch-kryptischen Texten, noch in der bluesgeschwängerten Art, sie vorzutragen. So sind die Ergebnisse weit weniger wie Popsongs strukturiert und erfodern zwangsläufig ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Und, auch wenn es blasphemisch erscheint: Ein beunruhiges Quäntchen Langeweile wohnt dem Album ebenfalls inne.
Die Deluxe-Version übrigens besticht nicht nur durch das größere Format und das Buch. Der CD liegt eine DVD bei mit Videos zu zwei weiteren Songs bei, die Cave beim Einsingen derselben zeigen und die nicht auf dem eigentlichen Album zu hören sind.