Von Matthias Bosenick (12.05.2023)
Schon der Bandname Mushroom Giant lässt eine ungefähre Ahnung aufkeimen, womit man es auf „In A Forest“ zu tun bekommt: irgendwas Verdrogtes. Und das trifft auch zu: Die Australier machen instrumentalen Stoner Rock, schön verschleppt und verdudelt, mit einer mittelkleinen Schippe Dreck und einigen heavy Riffs, progressiv im weitesten Sinne und in ausgewählten Bass-Elementen nahe an Tool, mit hübschen Melodien und auch sonst netten Gimmicks. Mit ihrem vierten Album empfiehlt sich die Band aus Melbourne erstmals in ihrer über zwanzigjährigen Existenz als Live-Act in Europa, und die Gigs sollen, sagt die Info, ein aurales Ereignis sein, mit visuellen Effekten unterlegt zudem. Das Album lässt darauf zu Wetten zu.
Im Grunde bleiben Mushroom Giant innerhalb vertrauter Grenzen, wenn sie sich „In A Forest“ begeben: Die Meilensteine aus Stoner, Prog und Postrock übertreten sie kaum, verbinden sie aber kunstvoll. Weil man ja Zugedröhnte nicht beirren will, halten die Australier das Tempo im mittleren bis verschleppten Bereich. Dazu gniedeln sie mit den Gitarren herum, manchmal entwringen sie ihnen amtlich heavy Riffs. Versiert gehen zu Musiker zuwege, da kann man nicht meckern, sie vollführen alle tolle Sachen an ihren Instrumenten, das hebt sie hervor, denn dudeln will gekonnt sein, wenn es nicht beliebig oder uninspiriert wirken soll, und die können das. Denn nur so können die himmelstürmenden Melodien überhaupt entstehen, die auf den langen Stücken liegen.
Interessanterweise gerät der Pilzriese nie in das Revier des profanen Pop, wenn er melodiös wird. Das würde auch gar nicht zur Stimmung passen, die zwar nicht depressiv ist, aber schon eher getragen, ernst, nachdenklich, und das, obwohl Texte ausbleiben und man sich mit seiner Einschätzung vollständig auf die Musik zurückgeworfen sieht. Ja, das können sie, Emotionen in Töne umsetzen. Gute Laune geht anders, aber Depression oder gar Langeweile auch.
Die Band besteht heute aus Bassist Craig Fryers, Gitarrist David Charlton, Gitarrist Simon Wade und Schlagzeuger Trent Horwood. Anders als noch auf dem Debüt „Rails“ von vor 20 Jahren ist der Sound hier räudiger, die Stücke sind weniger verkopft, und es fehlen das landestypische Didgeridoo und die gelegentlich eingesetzte Stimme. Der Mushroom Giant ist über die Zeit besser geworden, eindeutig!