Von Matthias Bosenick (26.05.2025)
Was die fünf Mucker von Metal Charm aus İzmir in der Türkei auf ihrem zweiten Album „Visions Of Escape“ zusammenbringen, funktioniert besser, als es sich lesen mag: Unter Melodic Death Metal sortiert sich das Quartett ein, was bedeutet, dass es hier fette Riffs auf die Fresse gibt, dazu Growls und Keifen – und dem klassischen Heavy Metal der Achtziger entliehene Power-Passagen. Alles für sich wäre konventionell, die Kombi hingegen lässt aufhorchen.
Die Details für sich klingen erstmal vertraut, sowohl die Twin-Guitar-Power-Sequenzen, bei denen man sofort Männer in zu engen Spandex-Hosen und mit Haarspray-Mähne vor Augen hat, als auch die brutalen Momente, in denen die Stimme ihre Klarheit einbüßt. Und genau so hätte es den Metal vor 40 Jahren nicht gegeben, mit harmonisch riffenden Gitarren und bösen Growls und Keifereien. Dafür baut die Band allerlei hübsche Metal-Gimmicks in die Tracks ein, Melodiesprünge, Gitarrenquietschen, Breaks, Dreivierteltakte, oder wie in „A Blased Side“ eine Akustikgitarre im Shantygewand. Zu der dann aber immer jemand seine Stimme malträtiert, und genau da liegt dann die Spannung, denn mit der Stimme geraten auch so manche Riffs etwas fetter als damals beim Power-Metal. Der abschließende Titelsong beginnt sogar beinahe als Gothic Metal, sehr angenehm.
Überhaupt macht das Album zwar Spaß, strahlt aber nicht primär gute Laune ab, denn hier geht es um unspaßige Themen. Dystopien und Pessimismus bestimmen die Inhalte, und doch will die Band etwas Hoffnungsvolles vermitteln, also die Vision davon, wie man dem ganzen Scheiß entkommen kann. Für die Umsetzung ihrer musikalischen Visionen verlegte sich die Band zudem darauf, alle Instrumente live einzuspielen, erklärt sie in der Info, um so mit dem entsprechenden Druck die druckvollen Inhalte transportiert zu bekommen.
An dem halbstündigen „Visions Of Escape“ arbeitete das Quintett daher ein Jahr lang, wohl auch, um sich in der neuen Besetzung zu finden. Nicht enthalten ist die Single „Alter Ego“, die ein Jahr nach dem Debütalbum „Kaleidistopik“ erschien, mit dem wiederum die Band seinerzeit gleich mal überhaupt ihre Existenz manifestierte. Diese Band besteht aus: Schlagzeuger Volkan Günakın (Conchadors), Leadgitarrist Mecit Ege Yılmaz, seit einem Jahr Haupt-Sänger Senem Semiz (The Choir Of Agony), dem neuen Bassisten Hürkan Çağlar (Devoured Elysium) sowie dem neuen Rhythmusgitarristen Yusuf Furkan Civan.