Membrane – Deathly Silence – Blind Prod/P.O.G.O. Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.02.2025)

An der Schnittstelle von Noise Rock, Post Hardcore und Doom sitzen Neurosis fest. Die französische Band Membrane versucht sich auf „Deathly Silence“ zum siebten Mal daran, an genau dieser Schnittstelle etwas Eigenes zu generieren – sechs Songs, alle um die sieben Minuten lang, langsames Tempo, Gebrüll, Lärmgitarren: Neurosis lassen sich einfach nicht abschütteln, aber Membrane fügen dem Bild haufenweise eigene Pinselstriche hinzu. Dunkelheit und Verzweiflung bestimmen den Grundton, und, so merkwürdig das auch klingen mag: Es macht Spaß, das Album zu hören.

Bereits der Opener „Raise“ erinnert frappierend an Neurosis, mit den verschleppten Gitarren und mit dem Gebrüll, mit der Art, wie dennoch Harmonien aus dem Lärm herausdringen. Heavy Musik wie rabenschwarze Flügel, die einen durch die Dunkelheit tragen, so leben es die Vorbilder vor, so gelingt es auch Membrane. Doch mit dem zweiten Song „Fire And Fear“ setzen die Franzosen eigene Akzente: Die Stop-And-Go-Breaks lassen aufhorchen, die sich zum Gebrüll gesellende höhere Gesangsstimme ebenso. Die Band entwickelt einen Strom aus Düsternis und Verzweiflung, dem man sich dennoch gern hingibt.

„Too Late“ eröffnen Membrane mit einem auf Französisch verfassten Spoken-Word-Intro, das Stück entwickelt sich schleppend, aber druckvoll, und bricht abrupt ab in eine gravitationsfreie Leere, getragen von loopartiger langsamer Musik und einem Rufer in der Einsamkeit. Aus dieser Stille heraus manifestiert sich das Titellied, das ein Post-Rock-Gitarrenflirren mitbringt und erstmals ein erhöhtes Tempo zulässt, sobald sich der Schlagzeuger auf die Eins konzentriert und unterstreicht, warum der Hardcore aus dem Punk kam. Eine schwankende Intensität wie hier läuft den Hörenden auf dem Album häufiger über den Weg, das macht es lebendig. „The Soft Whispers“ und „Earth“ führen das Konzept fort, Details sind hier das temporär eingebaute Rim Shot in ersterem und der kurz knarzende Fuzzbass in letzterem.

Mit „A Story Of Blood And Violence“ traten Membrane aus Vesoul im Burgund 2007 auf den Plan, „Deathly Silence“ ist das siebte Studioalbum, sagt die Info und verschweigt, ob sie das Live- oder das eine Split-Album mitzählt. Zur aktuellen Besetzung gehören Sänger und Gitarrist Nicolas Frère, Bassist und zweite Stimme Nicolas Cagnoni, Schlagzeuger Maxime Weingand sowie der zweite Gitarrist Hugo Perestrelo. Auf dem Debüt waren Membrane noch zu dritt, geblieben ist vom Ur-Trio nur der Sänger. Schon damals coverten sie überdies Unsane, die man gern als weitere Sound-Referenz anbringen darf.