Max Lüthke – Fußballfans: Ein Beitrag zum Verständnis von A bis Z – Verlag Andreas Reiffer 2013

Von Matthias Bosenick (31.03.2013)

Das neueste Büchlein aus Andreas Reiffers „Edition Wissenswertes“ befasst sich mit den Fußballfans, wie es der Titel verrät. Autor Max Lüthke erlaubt sich einen kritischen Blick auf beide Seiten des Zaunes, also auf Fans wie Maschinerie gleichermaßen, und garniert diesen Blick eher mit Zynismus als mit Ironie oder unangemessenem Comedy-Quatsch. Seine Aufzählung befasst sich ebenso mit der Emotionalität des Fanseins wie mit politischen Regularien; die wenigen aufgeführten Zahlen, Daten und Fakten untermauern nur seine Argumente. Damit ist das Buch weniger dem „Kicker“ seelenverwandt als der Zeitschrift „11 Freunde“ und macht auch dann Spaß zu lesen, wenn man zwar kein Fußballfan ist, aber mindestens interessiert, und wenn man Leute, die etwas vermeintlich Widersinniges aus Leidenschaft tun, grundsätzlich versteht.

Lüthke hat einen erzählerischen Schreibstil, dem man gerne folgt. Seine Argumentationsketten sind schlüssig, seine Haltung ist es damit auch, und er hat eine Haltung, die spart er nicht aus. Seine Einblicke sind bei aller Emotionalität des Themas sehr analytisch, seine eigene Leidenschaft zügelt er zugunsten der Inhalte. Seine Einblicke sind so universell, dass man nicht Fan eines bestimmten Vereins sein muss, um sie zu teilen, oder sich gar aufgrund einer bestimmten Vorliebe auf den Schlips getreten fühlt (auch, wenn er den Charakter, den bestimmte Clubs haben, zumindest erwähnt, aber dagegen kann der jeweilige Fan ja nicht aufbegehren; bestimmte Vereine sind eben besonders firmengesponsert oder sehr linksalternativ). Lüthke gibt nicht einmal preis, für welchen deutschen Verein sein Herz schlägt; man erfährt lediglich, dass er einen Fanclub gegründet hat, und dass er sich dem FC Middlesbrough zugeneigt fühlt. Damit nimmt er sich selbst aus der Schusslinie und bietet sich vielmehr als grundsätzlich Verbündeter an.

Dieses Buch ist kein Lexikon über Fußball. Man erfährt nicht, wie Abseits funktioniert oder wie sich das Tabellengeschehen mit der eingeführten Drei-Punkte-Regel veränderte. Vielmehr analysiert der Autor die Funktion des Fans vom Sportplatzunterstützer bis hin zum uniformierten Ultra-Mitglied, hinterfragt die Mechanismen, die einen Fan zu einem bestimmten Club hingezogen fühlen, erläutert Begriffe wie Groundhopper und Initiativen wie BAFF, porträtiert die verschiedenen Fan-Typen und gibt Ausblicke darauf, wie sich das Fußball-Fantum positiv wie negativ entwickeln könnte. Am Ende des Buches jedenfalls fühlt man sich darin bestätigt, dem örtlichen Verein ab und zu die Daumen gehalten zu haben, und erwägt gar den Erwerb eines Fanschals.

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